Die juristische Aufarbeitung des Cum-Ex-Skandals in Deutschland dürfte wohl noch einige Jahre andauern. Nun ist offenbar eine weitere hohe Managerin von HSBC Deutschland ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten.
Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt gegen die ehemalige Vorstandsvorsitzende von HSBC Deutschland, Carola Gräfin von Schmettow, wie das «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) am Montag berichtete. Sie werde verdächtigt, sich der schweren Steuerhinterziehung schuldig gemacht zu haben, so die deutsche Zeitung.
Die Ermittlungen stehen dem Bericht zufolge im Zusammenhang mit den so genannten Cum-Ex-Geschäften. Dabei liessen sich die Beteiligten Steuern erstatten, die sie gar nicht gezahlt hatten. Deutschlandweit laufen dazu Ermittlungen in grossem Stil. Erste Strafurteile sind bereits gefallen.
Von Schmettow war von 2015 bis 2021 Chefin der Düsseldorfer Bank, die früher als HSBC Trinkaus & Burkhardt firmierte. Sie ist bereits das dritte ehemalige Vorstandsmitglied von HSBC, gegen das ermittelt wird. Es gilt die Unschuldsvermutung. Insgesamt verdächtige die Staatsanwaltschaft rund zwei Dutzend ehemalige und aktuelle Mitarbeiter, an dem System beteiligt gewesen zu sein.
Rückstattungen mehrfach kassiert
Dabei wurden Aktien rund um den Dividendentermin hin und her gehandelt, bis nicht mehr nachvollziehbar war, wem eine Steuererstattung zustand. Kassiert wurde diese dann gleich mehrfach.
Laut der Zeitung erklärte HSBC, umfassend mit den Strafverfolgungs-Behörden zu kooperieren, wollte sich aber zu Einzelheiten nicht äussern. Von Schmettow lehnte die Beantwortung von Fragen ab.
Im März 2021 war bekannt geworden, dass die Behörde gegen Andreas Schmitz ermittelt, den Vorgänger von Gräfin von Schmettow. Schmitz war nach seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender bis 2020 Aufsichtsratsvorsitzender von HSBC Deutschland und ist derzeit Präsident der Industrie und Handelskammer Düsseldorf. Ebenfalls betroffen von den Ermittlungen wegen mutmasslicher Steuerhinterziehung sei zudem Paul Hagen, der amtierende Präsident der Bank.