Im Debakel um die geschlossenen Greensill-Fonds sind die Credit Suisse und Softbank zu erbitterten Gegnern geworden. Doch zuvor hatte der japanische Technologie-Konzern der Bank mit Hunderten Millionen ausgeholfen – gegen handfeste Bedingungen.
Noch im September vergangenen Jahres hatte sich Thomas Gottstein (Bild unten), der CEO der Credit Suisse (CS), persönlich mit Masayoshi Son (Bild ganz unten) getroffen. Es dürfte sich um das letzte Meeting mit dem schillernden Chef des japanischen Technologie-Konzerns Softbank gehandelt haben; denn schon damals war die Stimmung angespannt.
Wie auch finews.ch berichtete, stellte die CS-Delegation den Softbank-Gründer wegen einer umstrittenen Umschuldung für eine Schuldnerfirma der CS-Greensill-Fonds zur Rede.
(Bild: Credit Suisse)
Son wollte von der Aktion nichts gewusst haben. Spätestens seit Jahresbeginn liegen Softbank und die zweitgrössten Schweizer Bank nun offen im Streit; die CS geht juristisch gegen das japanische Unternehmen vor und fordert von diesem eine Summe von 440 Millionen Dollar.
Hunderte Millionen für Wework, Uber und Wirecard
Softbank wiederum wirft dem Geldhaus vor, die Schuld für die eigenen Verluste mit Greensill auf andere abzuschieben. Damit sind die Beziehungen zwischen den einst vielschichtig verbundenen Unternehmen an einem Tiefpunkt angelangt. Vorbei sind die Zeiten, als die Grossbank von den Milliarden profitierte, die bei Softbank und des Wagniskapital-Vehikel Vision Fund so locker sassen.
Die «Geldpumpe» aus Japan schanzte Firmen wie Uber, Wework und dem Pleite gegangenen Fintech Wirecard Unsummen zu – und nicht zuletzt auch der australisch-britischen Finanzboutique Greensill Capital, mit der die CS die gleichnamigen Greensill-Fonds aufgleiste.
Als grosser Geldgeber scherte sich der Softbank-CEO wenig um Gepflogenheiten. So berichtet der ehemalige Blackrock-Kadermann Tariq Fancy in seinem Blog ausgiebig über ein Treffen mit Son, bei dem dieser laut mit seinen Investments geprahlt haben soll.
Verschachtelte Strukturen
Doch die Softbank-Milliarden flossen nicht ohne Gegenforderungen, wie Antworten an Aktionäre aufzeigen, welche die Schweizer Grossbank am (gestrigen) Montag publizierte. Schon im März 2020 waren nämlich ein CS-Lieferketten-Fonds in Liquiditätsnöte geraten; Softbank zeigte sich damals willens, einem CS-Fonds 1,5 Milliarden Dollar zuzuschiessen und ihn damit über Wasser zu halten.
Allerdings verlangte der japanische Tech-Investor, dass die Schweizer Banker einen «Side Letter» unterzeichnen. Dieser Abmachung zufolge durften die Lieferketten-Fonds der Bank ihre Investments nur noch über die Partnerin Greensill Capital beziehen.
(Bild: Keystone)
Zu diesem Zeitpunkt hielt Softbank eine grosse Beteiligung an Greensill. Zudem war der Vision Fund an Firmen beteiligt, die sich über die CS-Greensill-Fonds refinanzierten. Zeitweilig war Softbank direkt in die CS-Greensill-Fonds investiert gewesen. Kolportiert wird zudem, dass Softbank-CEO Son Privatbank-Kunde der CS gewesen sein soll.
Finma alarmiert
Die zuständigen Lenker im Asset Management (CSAM) gingen auf den Deal ein – obschon sie damit gegen das Gleichbehandlungs-Gebot von Investoren verstiessen. Als der Konzern dann im Laufe des Jahres 2020 von diesem unmoralischen Angebot Wind bekam, griff die CS eigenen Aussagen zufolge durch: Der Side Letter wurde aufgekündigt, eine interne Untersuchung gestartet, die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) alarmiert und Verantwortliche im CSAM sanktioniert.
Doch von der Schlagseite von 2020 sollten sich die Lieferketten-Fonds nie mehr erholen. Im März 2021 musste die Grossbank vier CS-Greensill-Produkte mit mehr als 10 Milliarden Dollar an Kundengeldern schliessen. Dies, nachdem deren Versicherungs-Deckung nicht mehr gewährleistet war.
Seit der Kündigung des Side Letter zeigte sich Softbank nicht mehr spendabel wie einst. Das Unternehmen zog sein Geld aus dem CS-Fonds wieder ab; im Juli 2020 hatte Softbank auch alle direkten Anteile an den CS-Greensill-Fonds abgestossen, wie finews.ch damals exklusiv berichtete.
In der Kreide
Weit geöffnet blieb der Geldhahn andernorts, wie die Grossbank nun vor Gericht nachweisen will. So soll sich Softbank gegenüber eigenen Beteiligungen wie der US-Baufirma Katerra und Greensill Capital grosszügig gezeigt haben: Ende 2020 verzichtete Greensill demnach auf die ausstehenden Schulden von Katerra, um im Gegenzug selber eine Kapitalspritze von Softbank sowie eine Beteiligung in Katerra-Aktien zu erhalten.
Offenbar kam das Geld aus der Kapitalspritze aber nie bei den CS-Greensill-Fonds an, während die erlassenen Schulden zu Lasten der Fonds-Investoren gingen.
Weiterhin steht die zahlungsunfähige Katerra bei den geschlossenen Greensill-Fonds mit 440 Millionen Dollar in der Kreide. Geld, das sich die Bank nun von der einstigen Kundin Softbank zurückholen will.
Fünf Jahre verhandeln
Ein Ende des Streits ist für die CS nicht in Sicht, während die Bank sich im Greensill-Debakel auf ein lange juristische Schlacht einstellt. Fünf Jahre soll alleine das Tauziehen mit Versicherern über die mit Policen gedeckten Anteil der Greensill-Fonds in Anspruch nehmen, warnte das Geldhaus am Montag.
Gelingt dies nicht, drohen den Fondskunden – mehr als zwei Drittel sind reiche Privatleute – happige Vermögenseinbussen. Von den 10,1 Milliarden Dollar hat die CS bisher 6,7 Milliarden Dollar an die Investoren retourniert.