Zwischen der Grossbank Credit Suisse und dem umstrittenen japanischen Konzern Softbank spinnen sich zahlreiche Fäden. finews.ch unternimmt den Versuch einer Entwirrung.
Gute Kenner der Credit Suisse (CS) berichteten es finews.ch schon vor Tagen: Die Schweizer Grossbank werde in den nächsten Wochen wohl Softbank aus einer Reihe von Fonds verabschieden. Das Institut reagiert damit auf umstrittenen Verbindungen zum Softbank-Imperium des japanischen Milliardärs Masayoshi Son. Die CS wollte dies damals nicht kommentieren.
Damit wäre erst eine der zahlreichen Verbindungen zum Telekom- und Medienkonzern durchtrennt, wegen denen sich das Institut seit Wochen im Rampenlicht befindet. Softbank und Gründer Son stehen wegen ihrer aggressiven Startup-Investitionen in der Kritik; die Büro-Vermieterin Wework, die dank wiederholten Geldspritzen von Sons Firma mit bis zu 47 Milliarden Dollar bewertet war, kämpft derzeit ums Überleben.
Der Softbank-Komplex kann dabei auch als Exempel dienen für die Nachteile der Entrepreneur-Bank-Strategie, welche die CS verfolgt: Die Bank strebt mit reichen Unternehmern wie Son möglichst viele Geschäftsbeziehungen an. Im Fall von Softbank ergibt sich daraus ein ganzes Knäuel von faktischen und kolportierten Verbindungen, die sich nun fürs Image des Schweizer Instituts als ungünstig erweisen. finews.ch unternimmt den Versuch einer Entwirrung:
Vielfach-Wetten mit Greensill
Auch gegenüber finews.ch bestätigte die CS vergangenen Woche eine Überprüfung ihrer Supply Chain Finance Fonds. Die insgesamt 7,5-Milliarden-Dollar-schweren Vehikel hatte die Grossbank 2017 zusammen mit der australischen Finanzgesellschaft Greensill Capital aufgelegt. Mit den Geldern der Investoren werden Forderungen von Lieferanten an Unternehmen vorfinanziert – «Reverse Factoring» heisst dies im Jargon.
Zu reden gibt dort der Umstand, dass die CS-Greensill-Fonds teils in Firmen investieren, an denen auch die Softbank via die Beteiligungs-Plattform Vision Fund beteiligt ist. Die CS-Anleger legen demnach ihr Geld Seite an Seite mit Softbank an. Zudem: Der Vision Fund ist mit einem Einsatz von 1,4 Milliarden Dollar auch Geldgeber von Greensill Capital.
Solche Kreuzverbindungen sind nicht selten im Finanzwesen. Doch es gibt noch der Fäden mehr. Wie die britische Zeitung «Financial Times» kürzlich berichtete, ist Softbank auch noch direkt in die CS-Greensill-Fonds investiert. Dies hat die Frage aufkommen lassen, ob Softbank Unternehmen, die der Vision Fund sponsert, effektiv finanzielle Unterstützung gewährt, indem er deren Lieferanten über den CS-Greensill-Fonds im Voraus bezahlt. Recherchen zufolge zeichnet sich nun dort eine Trennung ab.
Softbank-Aktien an Banken verpfändet
Ebenfalls die «Financial Times» war es, die kolportierte, dass Milliardär Son unter anderem bei den Schweizer Banken CS, Julius Bär, J. Safra Sarasin und der Liechtensteiner LGT Geld aufgenommen und Softbank-Aktien als Sicherheit hinterlegt hat. Es geht um erkleckliche Summen: Um in den Vision Fund zu investieren, gab Son dem Bericht zufolge etwa 40 Prozent seiner Aktien als Sicherheit für Darlehen von 19 Banken.
Mit der Coronakrise wurde der Kredit zur Zitterpartie, weil Softbank selber Probleme bekundete und Son das Unternehmen entschulden musste. Über Verluste auf dem Darlehen ist allerdings nichts bekannt.
Wasserfest im Wirecard-Debakel
Im Skandal um mutmassliche Bilanzfälschungen beim deutschen Fintech Wirecard haben Anleger sehr viel Geld verloren – an der Börse hat der Titel allein im Juni 98 Prozent seines Werts eingebüsst. Wirecard ist inzwischen insolvent. Dies, obwohl das Unternehmen den Vision Fund im Rücken hat. Letztes Jahr half das Softbank-Vehikel den Deutschen mit einem Kredit von 900 Millionen Euro aus, als letztere an der Börse schon von Leerverkäufern angegriffen wurden. Der Kredit war von ehemaligen Investmentbankern beim Vision Fund strukturiert und als Wandelanleihen an den Markt weiterverkauft worden – durch die CS.
Wie das Magazin «Euromoney» berichtete, wurde dabei auch das Risiko ans Publikum weitergereicht. Die Käufer der Wandelanleihen sitzen nun auf massiven Verlusten – anders als der Vision Fund und dessen Geldgeber wie Mubadala aus Abu Dhabi (siehe unten). Die konnten sich dank cleverer Strukturierung schadlos halten. Jenes Vorgehen dürfte wohl noch für Aufregungen sorgen, und erneut fällt der Name der Schweizer Grossbank.
Die Honigtöpfe Saudi-Arabiens
In Saudi-Arabien laufen die Fäden von CS und Softbank erneut zusammen. Die CS wittert im Erdöl-Staat das grosse Geld, seit Kronprinz Mohammed bin Salman (MBS) eine Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft ausgerufen hat. Beim Börsengang des staatlichen Erdöl-Konzerns Aramco war die CS auch zuletzt noch mit von der Partie. Einer ihrer Verwaltungsräte ist ein enger Berater des von MBS gelenkt Staatsfonds. Mit diesem soll der Kronprinz sogar mal ein direktes Investment bei der CS erwogen haben. Die saudische Familie Olayan ist seit längerem CS-Grossinvestorin. Der saudische Staatsfonds steckte 45 Milliarden Dollar in den Vision Fund von Softbank, mit der Hoffnung, die Transformation seines Landes zu beschleunigen. Der Wert der Beteiligung ist nach den Bewertungs-Crashes von Startups wie Wework und Uber allerdings deutlich geschmolzen.
Fäden laufen in Abu Dhabi zusammen
Nicht weit vom Regierungspalast von MBS in Riyadh laufen weitere Softbank- und CS-Fäden zusammen: In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Der dortige Staatsfonds Mubadala ist ebenfalls omnipräsent, so auch mit 15 Milliarden Dollar in Softbanks Vision Fund. Mit Mubadala verbindet die CS auch eine längere Partnerschaft. Bis 2017 betrieb man den Mubadala Infrastructure Fonds, ein Vehikel, das in Energie-, Wasser-, Transport- und Telekommunikationsanlagen investierte. Im Verwaltungsrat der Mubadala Infrastructure Partners sass gemäss CS-Angaben auch Nicole Arnaboldi, Vizepräsidentin im Asset Management der Schweizer Grossbank.