Eine kleine Regionalbank im Kanton Bern hat im vergangenen Jahr erstmals Gelder von Neukunden abgelehnt. Die Gründe.
Die Ersparniskasse Affoltern ist eine kleine Bank in den Emmentaler Voralpen zwischen Bern und Luzern, die bald ihr 150-jähriges Bestehen feiern darf. Ihre Bilanzsumme beträgt 347 Millionen Franken, und der Reingewinn 2021 belief sich auf 720'000 Franken.
Da würde man meinen, dass jeder neue Franken wie gerufen kommt. Aber nicht doch.
Es blutet das Herz
Die Ersparniskasse hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal Gelder von Neukunden abgelehnt, wie die «Berner Zeitung» am Freitag aus dem Jahresabschluss zitierte. Der Grund für diese doch ungewöhnliche Handlungsweise ist das Negativzinsregime der Schweizerischen Nationalbank (SNB), wie die Bank im Jahresabschluss schreibt.
«Da blutet dem Bänkler das Herz», erklärte Bankchef Christoph Müller der Zeitung. «Vor 10 oder 15 Jahren haben wir jedem herzlich gedankt, der mit seinem Geld zu uns kam». Dem ist nun nicht mehr so.
Im Maximum 10'000 Franken
Der Hauptgrund dafür, dass die Ersparniskasse Affoltern Neugeld ablehnt ist die Limite der SNB, ab welcher Banken Negativzinsen zahlen müssen. Um nicht ihre langjährigen Kunden mit Negativzinsen belegen zu müssen, war sie entsprechend zurückhaltend bei der Annahme neuer Kunden.
Diese können nun maximal 10'000 Franken gratis bei der Bank parkieren. Darüber gilt der Negativzins oder alternativ die Bedingung, das Geld fünf Jahre als Kassenschein zu halten, um der Bank Kapital für die Hypothekenvergabe zur Verfügung zu stellen.