Auf der Suche nach Wachstum setzen Schweizer Banken plötzlich vermehrt auf Kryptowährungen, wie eine neue Umfrage zeigt. Das ist jedoch kein einfaches Vorhaben.
Schweizer Banken haben Digitalwährungen als neue Anlagemöglichkeit auf dem Radar. Mehr als die Hälfte der Banken, nämlich rund 55 Prozent, gaben im jüngsten EY-Bankenbarometer an, innerhalb der nächsten drei Jahre ein Angebot zur Investition in Krypto-Anlagen zu lancieren. Dies überrascht selbst Fachleute, weil gerade die traditionelle Bankenwelt bei dem Thema Kryptowährungen bisher sehr zurückhaltend gewesen ist.
Nun will aber gleich jede zweite Bank mit Höchstgeschwindigkeit in die Anlagemöglichkeit von Bitcoin & Co. aufrüsten, wie die Branchenumfrage ergab.
Dabei zeigen insbesondere die Privatbanken mit 68 Prozent ein grosses Interesse an dieser neuen Anlageklasse. Offenbar verlangen Bankkunden vermehrt nach Anlagemöglichkeiten in Kryptowährungen, hiess es diesbezüglich von EY.
Ablehnung in der Region
Bei Kantonalbanken stimmen dagegen 50 Prozent der Institute der Aussage bloss «eher» zu, dass sie in den kommenden ein bis drei Jahren Anlagemöglichkeiten in Kryptowährungen anbieten. Unter den Regionalbanken votierten 9 Prozent voll dafür, 39 Prozent stimmen dem Vorhaben eher zu.
Interessant ist bei den Regionalbanken ausserdem die hohe Ablehnungsrate; für immerhin 30 Prozent kommt die Lancierung eines Krypto-Angebots nicht in Frage.
Wie sich mehr und mehr abzeichnet, handelt es sich bei dem Krypto-Thema nicht nur um eine Modeerscheinung, sondern um einen langfristigen strukturellen Trend. Mehr als die Hälfte der befragten Banken, nämlich wiederum 55 Prozent, rechnet damit, dass sich Kryptowährungen langfristig als klassische Anlageklasse analog zu Aktien und Obligationen etablieren werden. Auf Ablehnung stösst das Ganze – über alle befragten Banken gesehen – lediglich bei 12 Prozent.
Umwelt kein Hindernis
Auch die Nachhaltigkeitsziele scheinen die Banken nicht am Aufbau eines Krypto-Angebots zu hindern. Denn rund 52 Prozent, also mehr als die Hälfte aller Banken, vertreten die Auffassung, dass das Anbieten von Anlagemöglichkeiten in Kryptowährungen den Nachhaltigkeits-Zielen ihres Instituts nicht widersprechen, so die jüngste Studie von EY.
Allerdings gibt es zwischen Wollen mit Krypto und Können eine grössere Kluft. Erstens sind die Bankregulatoren in diesem Bereich deutlich skeptischer und wollen den Kreditinstituten höhere Hürden im Zusammenhang mit Krypto-Anlagen auferlegen. Dabei sei nur schon an die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) gedacht, welche markant höhere Eigenmittelvorschriften auf Kryptowährungen bei Geldhäusern durchsetzen will.
Von Dynamik zur Behäbigkeit
Zweitens müssen die Traditionsbanken im Bereich mit Krypto deutlich aufrüsten. Dies bedeutet, dass sie neben der Digitalisierung ihrer bestehenden Finanzdienstleistungen auch noch Knowhow im Krypto-Bereich aufbauen müssen. Und das fachkundige Personal dazu ist sicher, drittens, nicht einfach von unkomplizierten und flexiblen Fintechs in die Traditionshäuser zu locken. Nicht von ungefähr sprach Marc Bürki, CEO der Online-Bank Swissquote, bei alldem jüngst von einer Panik unter seinen Kollegen.