Die grösste Bank der Schweiz plant im Kampf gegen Hacker ein neues Forschungszentrum in Israel, wie die UBS gegenüber finews.ch bestätigte. Dies, während die Branche in der Cyber-Abwehr nun sogar den Bund mobilisieren will.
«Alle werden ständig bombardiert», beklagte Marcel Rohner unlängst die Zunahme von Hacker-Attacken aufs Swiss Banking. Laut dem Präsidenten der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) haben die Angriffe aus dem Netz eine derartige Intensität erreicht, dass Rohner nun den Aufbau einer von Bund und Behörden gestützten Krisenorganisation innerhalb des ganzen Schweizer Finanzmarktes fordert.
Bei der UBS, wo Rohner in Zeiten der Finanzkrise als CEO diente, sucht man derweil auch im Ausland nach dem besten Cyber-Knowhow. Wie nämlich Gerry Livnat, der Private-Banking-Chef der UBS in Israel, jüngst an einer Technologie-Konferenz ausführte, plant die Grossbank dort ein ein neues Forschungszentrum mit bis zu 100 Arbeitsplätzen.
Die grösste Schweizer Bank bestätigte auf Anfrage von finews.ch die Absichten.
Gefürchtete Attacken mit Künstlicher Intelligenz
Im Fokus stünden dabei Cyber, wie Livnat weiter erklärte. «Wir sind besorgt über mögliche Schwachstellen und investieren viel in dieses Feld.» Israel sei ein Zentrum für Cyber-Themen, darum sei es wichtig für die UBS, an den neuesten Entwicklungen im Land teilzuhaben, so der Private Banker. Besonders grosse Gefahr drohe derzeit von mit Künstlicher Intelligenz aufgerüsteten Angriffen, die es unbedingt zu kontern gelte.
Tatsächlich gilt das Land im Nahen Osten als Mekka der Cyber-Krieger, was nicht zuletzt den Streitkräften zu verdanken ist: Die israelische Armee unterhält eigene Spezialisten für Hacker-Angriffe und für deren Abwehr, so etwa die Elite-Technologie-Truppe der Einheit 8200. Einmal aus dem Dienst entlassen, haben viele Cyber-Spezialisten Startups gegründet und so einen weltweit führenden Hub geschaffen.
Die Cyber-Kriegerin aus Küsnacht
Botschafter dieser Szene sind auch in der Schweiz unterwegs. Dazu zählt etwa die Unternehmerin Shira Kaplan, die sich bereits 2015 mit ihrem Startup Cyverse in Küsnacht ZH niedergelassen hat. Das einstige Mitglied der Unit 8200 stellt nicht nur den Kontakt zu israelischen Cyber-Firmen her, sondern testet mit ihren Mitarbeitenden auch die Verteidigung hiesiger Banken. Ihrem Urteil zufolge haben die Institute viel dazu gelernt – doch Einfallstore für Hacker gebe es weiterhin.
Mittlerweile wird der Gefahr aus dem Cyberspace hierzulande viel mehr Beachtung geschenkt. Der Bund investiert in sein National Cyber Security Center NCSC; die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) zählt Cyber-Angriffe in ihrer Strategie bis ins Jahr 2024 zu den bedeutendsten Risiken am Finanzmarkt.