Während Peking offenbar den Untergang von Evergrande herannahen sieht, zieht das Debakel um die taumelnde chinesische Immobilienfirma im Swiss Banking weitere Kreise. Bei der UBS bleiben die Kunden nicht so schadlos wie erwartet.
Evergrande bereite ihm keine schlaflosen Nächte, sagte UBS-Chef Ralph Hamers am Donnerstag an einer Investoren-Konferenz der Bank of America. Dem Niederländer an der Spitze der grössten Schweizer Bank zufolge ist das «Exposure» gegenüber dem taumelnden chinesischen Immobilien-Entwickler «unbedeutend», wie die Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) vom Anlass berichtete.
Hingegen räumte Hamers ein, dass es wegen des Debakels bei mit Wertschriften besicherten Krediten so genannte Margin Calls gegeben habe. Dabei müssen Schuldner Sicherheiten nachschiessen, wenn diese aufgrund von Kursverlusten massiv an Wert verlieren. Oder aber die Bank zieht die Papiere ein und verkauft sie. Hamers zufolge konnten diese Notmassnahmen sauber abgewickelt werden.
Fonds im Bausektor investiert
Welche Kredite genau gemeint sind, ging aus den Ausführungen des UBS-Chefs nicht hervor; es ist aber anzunehmen, dass es sich bei der grössten Privatbank der Welt um Lombard-Kredite handelt. Unter dem Führungs-Duo in der Globalen Vermögensverwaltung (GWM) der Bank, Tom Naratil und Iqbal Khan, wird diese «Lending»-Praxis forciert. Aus dem Umfeld der Bank ist zu vernehmen, dass es sich bei den Wertschriften um ein breites Universum an Papieren handeln dürfte, die von der Lage in China stark beeinflusst werden. Derzeit stehen die Börsen weltweit in Bann von Evergrande.
Wie finews.ch berichtete, hatte die UBS bereits vergangenen Juli ihre reiche Kundschaft vor Evergrande gewarnt und die Wertschriften der Immobilien-Firma anschliessend aus Mandaten und Portefeuilles gekippt. Eine Anfrage bei der UBS zu den Margin Calls blieb bis jetzt noch ohne Antwort. Hamers erklärte am Donnerstag ebenfalls, dass UBS-Fonds in den chinesischen Bausektor investierten. Die Positionen seien aber breit diversifiziert, so dass die Turbulenzen von Evergrande nicht zu grösseren Problemen führten.
Exponierte CS-Kunden
Die Lokalkonkurrentin Credit Suisse informierte kürzlich, dass ihre Fonds teils erhebliche Positionen im Immobilien- und Baubereich halten. Auf diesen kommen in China offenbar Turbulenzen zu, obschon Evergrande am (gestrigen) Mittwoch vermeldete, dass man sich bezüglich aktuell fälliger Zinszahlungen mit einigen Gläubigern einigen konnte.
Denn wie die amerikanische Zeitung «Wall Street Journal» berichtete, bereitet sich Peking auf den Zusammenbruch von Evergrande vor. Dem Blatt zufolge ist die Weisung an chinesische Provinzbehörden ergangen, sich auf einen «grösseren Sturm» einzustellen.