Reiche Privatkunden können ihr Geld nicht so schnell aus einem computergesteuerten Credit-Suisse-Fonds abziehen, wie sie gerne möchten. Für sie ist das eine ungute Überraschung mehr mit den Fonds-Spezialitäten der Grossbank.

Der Teufel liegt im Detail, in diesem Fall im Kleingedruckten. Wie auch finews.ch berichtete, hat die Credit Suisse (CS) den Käufern des Renaissance Alternative Access Fonds untersagt, ihr ganzes Geld sofort aus dem Vehikel abzuziehen.

Der Access-Fonds investiert als so genannter «Feeder Fund» Seite an Seite mit dem berühmten, vom Mathematiker James Simons gegründeten US-Quant-Hedgefonds Renaissance; der computergesteuerte Fonds hatte aber zuletzt schlecht performt, was laut Medienberichten in den letzten zwölf Monaten zu einem Rückgang der verwalteten Vermögen von 700 auf 250 Millionen Dollar führte.

Produkte-Abteilung am Ruder

Wieviel davon auf Rückzüge von Investoren zurückgeht, ist unklar. Im Fall des CS-Access-Fonds besteht jedoch seit der Lancierung 2016 eine zweimonatige Kündigungsfrist; zudem behält sich die Grossbank vor, 5 Prozent der investierten Vermögen zurückzubehalten und erst auf Anfang des neuen Geschäftsjahres hin auszuzahlen.

Diese Klausel sorgt nun bei den Investoren für Aufregung – der Fonds wird dabei nicht vom Asset Management geführt, sondern vom Bereich Investment Solutions & Products (ISP).

ISP war bis letzten Sommer der CS-Division Internationalen Vermögensverwaltung (IWM) untergeordnet. Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass der Access-Fonds auch an reiche Privatleute vertrieben wurde, die aufgrund ihres Vermögens und ihres Börsenwissens von der Grossbank als Profiinvestoren taxiert werden.

Empfindliche Rücksetzer

Jene Klientel hat bereits mit den Greensill-Fonds vergangenen März einen tüchtigen Schrecken erlitten. Die CS hatte damals vier gemeinsam mit der australisch-britischen Finanzfirma Greensill Capital geführte Instrumente mit anfänglich mehr als 10 Milliarden Dollar vom Handel ausgesetzt. Die Bank hat inzwischen mehr als die Hälfte der gesperrten Fondsvermögen liquidiert, wobei die rund 1’000 Fondsinvestoren wohl einen Abschlag zum inneren Wert inkauf nehmen müssen.

Vier weitere Fonds, die in die CS-Greensill-Fonds investiert haben, sind seit letztem April wieder offen für die Investoren, wobei gewisse Investment-Anteile als «Side Pocket» gesperrt bleiben.

Quants wie der Renaissance-Feeder-Fonds und wie auch die CS-Greensill-Fonds, die Firmenrechnungen vorfinanzierten, zählen zu den Alternativen Investments, auf die sich die Schweizer Grossbank spezialisiert hat. Die über lange Jahre erfolgreiche Nische hatte in den letzten Monaten aber mit teils empfindlichen Rücksetzern zu kämpfen. Zu denken ist da nicht nur an die CS-Greensill-Fonds, die dem Institut eine Untersuchung der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) sowie Sammelklagen in den USA eingebrockt haben.

Abschreiber auf York

So musste die CS im vergangenen Dezember einen Abschreiber von rund 450 Millionen Dollar auf einer Beteiligung am US-Hedgefonds York Capital Management vornehmen; die Finanzinvestorin hatte schon Jahre zuvor mit Performance-Einbussen und Mittelabflüssen zu kämpfen gehabt und entschloss sich schliesslich, einen Grossteil ihrer Hedgefonds aufzugeben. Betroffen davon dürften auch CS-Kunden gewesen sein, hatte doch die Fondssparte der Bank Seite an Seite mit York investiert.

Ebenfalls den Alternativen Anlagen zuzurechnen ist schliesslich der Immobilienfonds Real Estate Global. Diesen schloss die CS vergangenen November, nachdem die Fondsanteile zuletzt einen Fünftel unter ihrem inneren Wert gehandelt hatten. Anfang Jahr leitete die Bank dann die Liquidation ein, und vergangenen April hat sie mit dem Abverkauf von Liegenschaften im Fonds begonnen.

Bereits alle Immobilien verkauft

Inzwischen sind alle Immobilien verkauft sowie 90 Prozent der Gelder zurückgeführt. Das Geldhaus hofft, das Dossier bis zum Jahresende schliessen zu können.

Vom Start im Jahr 2011 an haben Investoren mit dem Fonds im Schnitt 4 Prozent Rendite eingefahren. Der Verkehrswert des Portefeuilles hat sich allerdings von 381,4 Millionen im Jahr 2019 auf zuletzt 377,8 Millionen Franken zurückgebildet. Mit 86 Franken je Anteil wurden im Mai diesen Jahres 89 Prozent des Inventarwertes per Ende 2020 zurückgezahlt. Aufgrund von Vorgaben erfolgt die restliche Zahlung erst nach Publikation des Liquidationsberichts – voraussichtlich im vierten Quartal.