Der Bitcoin stürzt an den Kryptobörsen. Das bestätigt die weltweit grösste Privatbank UBS in ihrer Skepsis gegenüber Digitalwährungen. Erneut kommt dabei ein grundlegendes Problem der Banken zum Vorschein.

Für Mark Haefele ist der Bitcoin eine «spekulative Anlage». Dies betonte der Investmentchef der UBS-Vermögensverwaltung in einem Positionspapier vom (gestrigen) Mittwoch. Man mag dem obersten Anlagestrategen der Grossbank das Urteil nicht verdenken: Innert Wochenfrist hat die wichtigste Kryptowährung gegenüber dem Dollar einen Fünftel an Wert eingebüsst. Seit Jahresbeginn resultiert nun noch ein Plus von 36 Prozent.

Doch Haefeles Kritik am Bitcoin ist in diesem Moment mehr als nur eine Marktmeinung – sie ist eine kalte Dusche für all die Hoffnungen, die sich zuletzt um den Eintritt der UBS ins Krypto-Business wanden. Wie auch finews.ch berichtete, soll sich der Schweizer Bankriese Gedanken dazu machen, ob digitale Anlagen nicht doch in den Portefeuilles der reichen Kundschaft Platz haben. Dies, nachdem das Institut Bitcoin & Co in den letzten Jahren stets mit grosser Skepsis begegnete.

Beifall aus der Kryptoszene

Das Tauwetter gegenüber dem Bitcoin fand auch in der hiesigen Kryptoszene viel Beachtung. «Wir begrüssen diese Entwicklung natürlich, obschon es an sich ein logischer Schritt ist», sagte etwa Jan Brzezek, Chef der Schweizer Crypto Finance Gruppe, zu finews.ch. Auch andere Akteure am Platz beklatschten die neuen Signale seitens der UBS.

Beim grössten hiesigen Krypto-Broker Bitcoin Suisse sagt CEO Arthur Vayloyan auf Anfrage, die zunehmende Akzeptanz von Kryptowährungen sei fürs gesamte Ökosystem und vor allem für den Finanzplatz Schweiz ein grosser Gewinn. «Wir setzen alles daran, diese spannende Welt der Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerte so vielen wie möglich zugänglich zu machen. Banken, die dies als Broker ihren Kunden ermöglichen möchten, unterstützen wir als geeigneter Partner.»

Hüst und Hott

Bei der Kryptobank Sygnum hiess es wiederum, ein solcher Schritt eines etablierten Finanzinstituts wie der UBS sei ein klarer Indikator für die wachsende Akzeptanz und Annahme digitaler Assets. «Es ist eine sehr positive Entwicklung für Unternehmen im Bereich digitaler Assets, da dies diejenigen, die bisher noch nicht in digitale Assets investiert haben, ermutigen wird, dies zu tun und das Wachstum des Gesamtmarktes weiter zu verstärken.»

Nun kommt wenige Tage später ein gegenteiliges Signal von der Grossbank. Die scheinbare Hüst- und Hott-Taktik bei der UBS dürfte unter den Krypto-Aficionados für Augenrollen sorgen. Zahlreiche Banken, zumal amerikanische Riesen wie Wells Fargo oder Morgan Stanley, haben sich bereits zu einem Krypto-Angebot bekannt. Letzteres Institut hat dazu mit dem Training von 4’000 spezialisierten Kundenberatern begonnen. Vom Interesse der Geldhäuser erhofft sich die Szene noch mehr Nachfrage und mehr Vertrauen in die junge Anlageklassen.

An den Lippen von Elon Musk

Nicht zuletzt machen auch die Kunden Druck, die den Bitcoin-Boom nicht verpassen wollen. «Wir wissen von UHNWI-Kunden, die deswegen die Bank wechselten», wie Brzezek von Crypto Finance berichtet.

Doch traditionelle Vermögensverwalter haben weiter ein Grundproblem, das UBS-Investmentchef Haefele am Mittwoch wieder auf den Punkt brachte: «Die Vorteile von Krypto für ein Anlageportefeuille sind beschränkt.» Das würde die Fintech-Szene natürlich vehement bestreiten. Doch der jüngste Kurssturz des Bitcoin zeigt, wo für die Banken das Problem liegt: Wenn es Verkaufsdrohungen von Tesla-Gründer Elon Musk und das Vorpreschen chinesischer Behörden geschafft haben, den Kurs auf Talfahrt zu schicken, dann stellen sich ernsthafte Fragen nach der Werthaltigkeit von Token und Coins.

Nachdenkliche Raiffeisen-Banker

Mit dieser Problematik hat sich unlängst sogar die Schweizer Genossenschaftsbanken-Gruppe Raiffeisen auseinandergesetzt. In einer Studie kamen ihre Experten zum Schluss: Wer an Bitcoin und andere Kryptowährungen glaube und von deren Potenzial überzeugt sei, könne die Wette auf weiter steigende Kurse eingehen. Schlimmstenfalls drohe aber ein Totalverlust.

Die Bedenken bei der bodenständigen Kreditgeberin zeigen, dass der Integration zumindest von Kryptowährungen ins Banking immer noch Hürden entgegenstehen. Trotz Bitcoin-Boom sind sie noch nicht im Mainstream angekommen.