Der Boom um die Spac-Mantelgesellschaften erreicht bedenkliche Ausmasse – im Ausland. In der Schweiz zwingt die Aufsicht künftige Sponsoren in eine Extraschlaufe.
Die Spatzen pfiffen es längst von den Dächern – nun hat sich die Zuger Finanzinvestorin Veraison auch noch selber als Spac-Sponsoring geoutet. In einer Mitteilung vom Montag zeigte sich die vom aktivistischen Investor Gregor Greber mitbegründete Firma zuversichtlich, via Spacs «Hidden Champions» aus der Industrie an die Schweizer Börse SIX zu führen.
Die eigene Spac-Mantelgesellschaft VT5 sei dazu startklar, erklärte die Sponsorin, die in ihren Bemühungen unter anderem von der Grossbank UBS unterstützt wird.
Finma meldet Bedenken an
Die auch als Blankoscheck-Gesellschaften bekannten Special Purpose Acquisition Companys gehen auf Vorrat an die Börse, um private Unternehmen zu kaufen, die so quasi über die Hintertür kotiert werden. Vergangenes Jahr sammelten die US-Spacs bei Investoren mehr als 70 Milliarden Dollar ein. Seit Jahresbeginn gab es wiederum mehr als 100 neue Listings weltweit. Zentrum des Booms ist die Wall Street in New York. Allerdings gab es auch in Frankfurt und Amsterdam erste Spac-Kotierungen.
Doch in der Schweiz muss VT5 nun in eine Zusatzschlaufe. Denn wie letzte Woche bekannt wurde, hat sich in der Sache die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) eingeschaltet und Bedenken bezüglich des Anlegerschutzes angemeldet. So muss das Regulatory Board der SIX, ein aus Finanzprofis und Anwälten zusammengesetztes Gremium, nochmals über die Bücher: Es hat die Kotierungsregularien ums Thema Spac zu ergänzen und der Finma zur Genehmigung zu unterbreiten.
Wie lange ist der Trend noch heiss?
Das hält nicht nur die erste Schweizer Spac-Gesellschaft VT5 auf dem Boden, sondern dem Vernehmen nach diverse weitere Projekte sowie Fonds, die in die Thematik investieren möchten. Für sie alle heisst es nun: Eile mit Weile.
Doch womöglich ist Eile geboten, um den Trend zu erwischen, so lange dieser «heiss» ist und seine Anziehungskraft nicht eingebüsst hat. Diesbezüglich mehren sich inzwischen die Warner und Vorzeichen. Der Privatmarkt-Pionier Stephen Schwarzman, Gründer des US-Investment-Riesen Blackstone, hat sich dieser Tage mit scharfen Worten gegen Spacs gewendet: Der Finanzprofi wertet den Spac-Boom als weiteres Anzeichen des Exzesses an den Finanzmärkten.
«Welt wäre besser dran ohne Spacs»
Noch härter ins Gericht mit den Blankoscheck-Firmen ging unlängst Charlie Munger. Der langjährige Kompagnon von Börsen-Guru Warren Buffett fand, die Welt «wäre besser dran ohne Spacs».
Die Nachrichtenlage scheint solche Warnungen zu stützen. Das umstrittene US-Immobilien-Startup Wework hat dank der Fusion mit der Mantelfirma Bowx nun doch einen Weg gefunden, um sich an der Börse kotieren zu lassen. 2019 war ein geplanter Börsengang (IPO) unter Getöse geplatzt, die japanische Wagniskapital-Geberin Softbank musste dem Unternehmen mit Milliarden Zuhilfenahme eilen. Letztes Jahr hat Wework einen Verlust von 3,2 Milliarden Dollar erlitten, ist aber für den «Börengang über die Hintertür» via Bowx trotzdem mit 9 Milliarden Dollar bewertet.
Briefe von der Börsenaufsicht
Auch bei der mächtigen amerikanischen Börsenaufsicht SEC runzeln die Marktüberwacher inzwischen die Stirn. Die Behörde hat sich in Briefen an diverse Investmentbanken vor Ort gewandt und diese aufgefordert, Informationen zu deren Spac-Business zu übermitteln. Die freundliche Aufforderung hat ausgereicht, um ein Kursbeben bei den an US-Börsen kotierten Spacs auszulösen.
Vorsichtig geworden ist man sinnigerweise auch innerhalb des UBS-Konzerns, dem Bankenpartner von VT5. Medienberichten zufolge hat das Institut in den USA die Kundenberater dazu ermahnt, keine Spac-Aktien mehr aktiv an reiche Amerikaner zu vertreiben.