Der Kompagnon von Börsen-Guru Warren Buffett hat nicht viel für Spekulation übrig. Nun zieht Charlie Munger gegen den Spac-Boom vom Leder, dem Steckenpferd von Ex-Bankenchefs wie Sergio Ermotti und Tidjane Thiam.
Charlie Munger hat in seinen 97 Jahren selten ein Blatt vor den Mund genommen. Darin blieb sich der rüstige Weggefährte der Investoren-Legende Warren Buffett auch an der (gestrigen) Generalversammlung des kalifornischen Medienunternehmens «Daily Journal» treu.
Welt wäre besser ohne Spacs
Der Mann, der die boomenden Kryptowährungen schon als «Rattengift im Quadrat» bezeichnet hatte, zog diesmal gegen den neuesten Wall-Street-Boom, die Spac-Mantelgesellschaften, vom Leder. Diese «Blankoscheck-Firmen» werden auf Vorrat an die Börse gebracht, um mit dem aufgenommenen Kapital noch nicht kotierte Firmen zu übernehmen. Allein dieses Jahr wurden bereits über 70 Spacs lanciert, neuerdings auch in Europa.
Für Munger ist aber klar: «Die Welt wäre besser dran ohne Spacs». Er hält die Vehikel für eine «verrückte Spekulation auf Firmen, von denen man noch gar nicht weiss» und ganz einfach für «shit». An die Adresse derjenigen, welche sich beim Aufbau solcher Mantelgesellschaften engagieren, hatte er denn auch nur Schelte übrig: Das Investmentbanking verkaufe «shit», solange man das tun könne.
Gamestop-Spekulation wie Pferdewetten
Damit fährt das betagte Mathematik-Genie auch einstigen Managern von Schweizer Grossbanken an den Karren – so Sergio Ermotti und Martin Blessing (UBS) sowie Tidjane Thiam (Credit Suisse). Sie alle haben sich beim Aufbau von Spacs engagiert und somit ein neues Steckenpferd im «Unruhestand» gefunden. Auf eine allfällige Replik auf die Derbheiten Mungers darf man gespannt sein.
Auch für die Gamestop-Spekulanten hatte der Finanzprofi wenig nette Worte übrige («sie investieren, wie wenn sie auf Pferde wetten würden»), und hat sich dazu entschlossen, die jüngste Börsenhausse «auszusitzen». Wie Buffett setzt Munger am liebsten auf unterbewertete Substanzwerte. Dieser so genannte Value-Stil kam allerdings letztes Jahr an der Börse kaum vom Fleck.