Plastikabfälle belasten die Umwelt enorm. Banken wie die Credit Suisse adressieren das Problem in Nachhaltigkeits-Berichten – und sponsern trotzdem die Verpackungsindustrie mit Millionen, wie ein neuer Bericht zeigt.
Mehr als 1'700 Milliarden Dollar: Das ist die Summe der Kredite, welche Banken aus aller Welt von Anfang 2015 bis letzten Herbst an die Plastik- und Verpackungsindustrie übermittelten. Dies geht aus Berechnungen hervor, welche die auf den Konnex Umweltzerstörung und Finanzwelt spezialisierte NGO Portfolio.Earth dieser Tage in einer Studie präsentierte. Die Erhebungen wurden unter anderem von der Agentur «Bloomberg» aufgenommen (Artikel bezahlpflichtig).
Die Produktion ist mit Blick auf den Plastikmüll problematisch: Umwelt-Organisationen wie den amerikanischen Pew Charitable Trusts zufolge wandern jährlich allein 11 Millionen Tonnen Plastikabfälle in die Ozeane, eine Zahl, die sich ohne Gegenmassnahmen in den nächsten 20 Jahren verdreifachen könnte. Laut der Uno sterben jährlich 100'000 Meerestiere an den Folgen dieser Verschmutzung. Portfolio.Earth sieht hier die Banken als Geldgeber der Plastikindustrie in der Pflicht: Die Institute sähen dem Problem stillschweigend zu und nähmen die Produzenten zu wenig in die Pflicht.
Wenige Banken mit grossem Hebel
Laut der NGO, welche die Kredite von 265 Banken an die 40 wichtigsten Akteure in der Verpackungs-Wertschöpfungs-Kette analysierte, haben einige wenige Grossbanken den grössten Hebel. Bedeutende Geldgeber sind US-Banken wie die Bank of America, Citigroup und J.P. Morgan. 38 Prozent des Kreditvolumens kommen jedoch aus Europa, insgesamt 3,5 Prozent aus der Schweiz. Hier hat laut dem NGO die Grossbank Credit Suisse (CS) in den letzten fünf Jahren 40,2 Milliarden Dollar für die Plastik- und Verpackungsindustrie mobilisiert. Die UBS als grösste Schweizer Bank ist in den Listen nicht aufgeführt.
Portfolio.Earth zufolge wäre wegen der Konzentration auf wenige Banken und Länder viel erreicht, wenn jene Institute und Regierungen durchgreifen würden. Von den Banken insbesondere wird gefordert, die Kreditvergabe nach Umweltstandards und Möglichkeiten des Recycling auszurichten, die Wirkung dieser Massnahmen offenzulegen und keine herkömmlichen Produktionsstätten mehr zu finanzieren.
Nachhaltiger Konzernbereich
Sinnigerweise adressiert die CS im Zuge ihrer Bemühungen um eine nachhaltige Finanz den Plastikmüll seit Jahren. In diversen Analysepapieren kamen Experten der Grossbank auf die Problematik zu sprechen, so zuletzt an der renommierten Credit Suisse Asian Investment Conference letzten März. Vergangenen August äusserte sich CS-Nachhaltigkeits-Chefin Marisa Drew persönlich zur so genannten Blue Economy, der nachhaltigen Nutzung der Meere – auch in diesem Bankenpapier spielte der Kampf gegen den Plastikmüll eine gewichtige Rolle.
Fürs Geldinstitut, das vergangenen September mit «Sustainability, Research & Investment Solutions» einen eigenen Konzernbereich schuf, tut sich demnach ein neues Feld für Korrekturen in der Geschäftspraxis auf. Aus der Finanzierung von Kohlekraft ist die CS, wie die UBS übrigens auch, bereits ausgestiegen. Nun will die Bank die nächsten zehn Jahren über 300 Milliarden Franken an nachhaltigen Finanzierungen bereitstellen – viel mehr als die genannten 40 Milliarden Dollar für die Plastikindustrie.