Vor einigen Monaten kursierten Vorwürfe, wonach die Schweizerische Nationalbank Frauen im Anstellungsprozess systematisch benachteilige. Barbara Janom Steiner, Präsidentin des SNB-Bankrats, hat nun Stellung dazu genommen und erklärt, was stimmt, was nicht, und hat erste Massnahmen eingeleitet.
Nach einem umfangreichen Bericht des Online-Magazins «Republik» im vergangenen Herbst gingen in der Schweizerischen Nationalbank (SNB) die Wogen hoch: Das Magazin unterstellte der SNB offenkundigen Sexismus im Arbeitsalltag, Frauendiskriminierung im Anstellungsprozess und ein viel zu konservatives Weltbild, wenn es beispielsweise um Teilzeitarbeit und die Vereinbarung von Familie und Arbeit gehe.
Sogar von einem systemischen Versagen der Personalpolitik sprach das Magazin und stützte sich dabei auf ein gutes Duzend anonyme Quellen, die entweder aktuell oder früher im Dienst der SNB standen.
Prozesse werden überprüft
Nun reagiert der SNB-Bankrat: Das Gremium habe in Zusammenarbeit mit der Personalabteilung und dem Compliance-Verantwortlichen der Bank alle seit 2014 dokumentierten Fälle analysiert und dabei nur wenige und keine gravierenden Fälle gefunden, sagte Barbara Janom Steiner, Präsidentin des Aufsichtsgremiums der Nationalbank, gegenüber «CH-Media» (Artikel kostenpflichtig). Folglich sei es schon einmal kein systemischens Versagen, betonte sie weiter.
Allerdings sei es im Umgang mit einigen Mitarbeitenden zu Fehlern gekommen, unter anderem bei Personalgesprächen, räumte Janom Steiner ein. Deshalb kündigt sie nun Schritte an: Die internen Prozesse bei Anstellungen, Beförderungen, Lohnfestlegung und dem Meldewesen würden gründlich überprüft.
Ad-hoc-Ausschuss mit Unia-Chefin
Ausserdem soll die Personalpolitik der Bank in Sachen Diversität und der Vereinbarkeit von Beruf, Privatleben und Familie weiterentwickelt werden. Eigens dafür hat der Bankrat einen Ad-hoc-Ausschuss unter der Führung von Janom Steiner und unter Mitwirkung von Unia-Chefin und Bankrätin Vania Alleva ins Leben gerufen.
Die Ergebnisse der Überprüfung würden dann externen Experten vorgelegt. Der ganze Prozess dürfte laut Janom Steiner das gesamte nächste Jahr in Anspruch nehmen und könnte möglicherweise dazu führen, dass die Bank ihr Leitbild, den Verhaltenskodex und ihr Reglement anpassen muss.