Der Deutsche-Bank-Chef äussert klare Kritik an der deutschen Finanzszene: Sie habe sich aus der Weltliga verabschiedet und habe ein Strukturproblem.
Der Bankenplatz Deutschland habe sich «mehr und mehr aus den vorderen Rängen der Weltliga verabschiedet»: Dies schreibt Josef Ackermann in der Freitags-Ausgabe der «Börsen-Zeitung». Deutschland habe keinen seiner Bedeutung als Wirtschaftsnation entsprechender starker Bankensektor: «In der Industrie ist Deutschland absolute Weltklasse, in der Finanzbranche nicht einmal mehr europäische Spitzenklasse», meint der Konzernchef der Deutschen Bank.
Ackermann wendet sich darum auch gegen Vorschläge, die Grösse von Banken zu beschränken: Sie seien «alles andere als förderlich» in einer Welt, in der die Wettbewerber immer größer und stärker würden. Das Problem heiße nicht «too big to fail». Es gelte vielmehr, die Verflechtung im Finanzsektor zu reduzieren, damit auch grosse Institute abgewickelt werden könnten.
Ackermann wendet sich in seinem Text auch gegen nationale Alleingänge bei der Bankenregulierung. Gerade Deutschland müsse darauf achten, Wettbewerbsnachteile für die heimischen Institute zu vermeiden. Es dürfe nicht übersehen werden, dass die geplanten Massnahmen insgesamt die Profitabilität der Branche spürbar reduzierten. Ackermann lobt die Initiativen zur Förderung des Finanzplatzes, macht aber erhebliche Defizite aus: «Das Kardinalproblem des Bankenstandorts Deutschland, seine Struktur, scheint tabu zu sein.»
Dabei sei diese Struktur der Grund dafür, dass Deutschland ein seiner wirtschaftlichen Grösse entsprechender Bankensektor fehle. Die Finanzkrise habe diese strukturelle Schwäche offenbart.