Andreas Arni ist der erste Schweiz-Chef der Privatbank Lombard Odier. Seine Ernennung war ein strategisches Bekenntnis zum Heimmarkt. Arni hat auch beim internationalen Ausbau Tempo gemacht, wie finews.ch erfahren hat.
Lombard Odier wagt den Neueintritt in den lateinamerikanischen Private-Banking-Markt. Die Genfer Privatbank hat ein dreiköpfiges Lateinamerika-Team von Julius Bär abgeworben, wie einer finews.ch vorliegenden internen Mitteilung zu entnehmen ist. Andreas Arni (Bild unten), der als Schweiz-Chef auch den Zürcher Standort von Lombard Odier leitet, bestätigte dies gegenüber finews.ch in einem Gespräch gleich persönlich. Das Team werde den argentinischen Markt abdecken. Bei der Team-Chefin handelt es sich um Blanca de Castro Infante, die über 18 Jahre lang für Julius Bär tätig war, zuletzt im Range einer Managing Director.
Seit dem Weggang von Alexis Lombard zur Privatbank Landolt im Jahr 2016, hatte Lombard Odier von Zürich aus praktisch keinen Fuss mehr im lateinamerikanischen Markt gehabt. Lombard war Leiter Emerging Markets in der Limmatstadt gewesen. Nun soll diese wieder stärker als Latam-Hub agieren. Arni bekräftigte: «Lombard Odier wird diese Strategie durch weitere Einstellungen künftig weiter ausbauen.»
Anhaltende Kundendynamik
Der frühere Credit-Suisse-Banker Arni ist nun genau ein Jahr lang für Lombard Odier tätig. Während diese zwölf Monate der Bankenbranche insgesamt einiges abverlangt haben – die Corona-Pandemie brachte Komplexität, Volatilität und höhere Risiken in die Märkte –, zeichnet sich für das Genfer Traditionshaus ein Rekordjahr ab. Im ersten Semester machte die Bank dank operativer Stärke einen Gewinnsprung und sie zog 6 Milliarden Franken Nettoneugelder an.
Die Dynamik, das lässt Arni im Gespräch mehrmals durchblicken, hat auch in den letzten Monaten angehalten. Genauere Angaben kann er nicht machen – auch nicht zu den verwalteten Vermögen im Utoschloss, wo Lombard Odier den Zürcher Sitz hat (Bild oben). Nur soviel: Rund ein Drittel der 290 Milliarden Franken verwalteten Vermögen stammen von in der Schweiz basierten Kunden.
Umtriebig an der Personalfront
Zürich ist für Lombard Odier allerdings auch im Offshore-Geschäft wichtig: Ost-Europa, Asien, der Nahe Osten und nun auch Lateinamerika werden hier abgedeckt. Seit letztem August hat Zürich auch einen Israel-Desk in Ergänzung zum Genfer Team und zur Repräsentanz in Tel Aviv
Arni war in den letzten Monaten an der Personalfront umtriebig: Im Oktober starteten Elena Andrianova sowie Xiaodan Predöhl. Sie betreuen osteuropäische sowie asiatische Kunden. Andrianova kam von Kaiser Partner (Schweiz), Predöhl war zuletzt bei der UBS tätig gewesen. Beide brachten ihre jeweiligen Teams mit.
Für den Schweizer Markt hatte Arni bereits im vergangenen Frühling von der CS Andreas Wickli und dessen Team zu Lombard Odier gelotst. Wicklis Spezialiät ist das steueroptimierte Portfoliomanagement.
Was für Kunden stimmt, passt auch den Beratern
Dass eine Anzahl gestandener Private Banker mitten in der von Unsicherheiten geprägten Corona-Pandemie den Job wechselt, überrascht. Arni räumt ein, es sei in diesen unsicheren Zeiten für die gesamte Branche schwierig, starke Talente und Teams zu einem Wechsel zu bewegen. «Doch die in diesem Jahr sehr gute Kundendynamik bei Lombard Odier gepaart mit unserer Kapitalstärke, Investmentexpertise und der langfristigen Ausrichtung, erweisen sich offensichtlich als attraktiv für neues Personal.»
Nicht unwesentlich in der Schweizer Strategie ist dabei der Fokus auf Vorsorgelösungen. Auch hier verstärkte sich Arni, indem er ein Team der Westschweizer Vorsorgestifung Elite an den Zürcher Utoquai holte.
Nur organisches Wachstum?
Ob Lombard Odier nun auch Pläne konkretisiert, den Deutschschweizer Markt mit weiteren Standorten, beispielsweise in Basel, stärker zu bearbeiten, liess Arni offen. Geprüft werde dies aus strategischer Sicht fortwährend, sagte er. «Wir folgen dabei allgemein der Devise, dahin zu gehen, wo unsere Kunden sind. Im Moment fokussieren wir uns aber auf den erfolgreichen Ausbau in Zürich.»
Lombard Odier wird dabei kaum den Weg verlassen, welcher die Tradition der Bank während mehr als zwei Jahrhunderten geprägt hat und sich dabei auf organisches Wachstum stützen. «Das
Das heisst aber nicht, dass M&A für uns kein Thema ist als Teil unserer strategischen Überlegungen», sagt der Schweiz-Chef. «In erster Linie verfolgen wir aber das Ziel, die besten Talente anzuziehen.»