Trotz eines Rekordjahrs will eine US-Grossbank die Vergütungen für ihre Trader nicht erhöhen. Auch in der Schweiz gibt es Zeichen einer Wende bei den Banker-Boni.
Die oftmals unverschämt hohen Löhne sind fester Bestandteil der Wall-Street-Kultur – dies, während andere Markenzeichen wie Nadelstreifen und Macho-Gehabe bereits als gestrig gelten. Die Zeichen der Zeit könnten aber bald auch die Banker-Boni ereilen, wie sich nun im New Yorker Finanzmekka abzeichnet.
Wie nämlich die Agentur «Bloomberg» berichtete, plant das Branchen-Schwergewicht Bank of America, den Bonus-Pool für seine Trader für 2020 nicht zu erhöhen. Dies, obschon die Händler den Ertrag der Bank seit Jahresbeginn um 20 Prozent zu steigern vermochten.
Ein Aufschrei
Laut dem Bericht hat das reine Gerücht bankintern bereits für einen Aufschrei gesorgt. Denn wenn sich über Höhe und Sinn von Boni diskutieren lässt, so ist ihre Funktion unbestritten: Sie gelten als Belohnung für ausserordentliche Leistung. Und die liegt im Fall der Trader der US-Grossbank offensichtlich vor.
Dass die Bank of America nun von diesem Mechanismus abweicht, wertet die Agentur bereits als Omen für den Rest der Branche.
Politische Überlegungen
Trotz teilweiser Rekordeinnahmen im Handel ist nämlich die Coronakrise nicht spurlos an der Wall Street vorbeigegangen. Die grossen Institute dort rechnen mit Milliarden-Abschreibern auf faulen Krediten. Entsprechend wenig können sie es sich leisten, die Personalausgaben markant zu steigern.
Mit der Wahl von Joe Biden zum neuen US-Präsidenten spielt zudem eine politische Überlegung mit hinein: Bidens Demokraten wollen die Finanzriesen deutlich härter anfassen. Solche Bestrebungen wollen die Banken nicht noch mit Boni-Exzessen extra herausfordern.
Das alte Argument sticht nicht mehr
Wenn die Bank of America nun den Trend setzt, gehen der Branche definitiv die Argumente für hohe variable Vergütungen aus. Auch in der Schweiz verweisen internationale Banken routinemässig auf die «Peers» in den Staaten, wenn sie die Spitzenlöhne fürs eigene Management zu rechtfertigen suchen.
In Europa zieht der Vergleich schon lange nicht mehr. Hier gelten seit 2014 für gewisse europäische Banken Lohndeckel, die mit der Pandemie nun umso fester sitzen. Vergangenen März hatte die Europäischen Zentralbank (EZB) die Banken der Eurozone zu «grösster Zurückhaltung» bei der Auszahlung von Boni ermahnt.
Nicht mehr sakrosankt in der Schweiz
Derweil haben die Schweizer Grossbanken Anzeichen eines Sinneswandels bei den Boni erkennen lassen. Vergangenen März hatte Credit-Suisse-CEO Thomas Gottstein durchblicken lassen, dass aufgrund der Krise die Boni bei seiner Bank nicht mehr sakrosankt seien.
Vergangenen Oktober wurde dann bekannt, dass die Erzrivalin UBS die Löhne von einzelnen höheren Kadern rückwirkend auf den 1. Januar 2020 um bis zu 20 Prozent erhöht hatte. Die Erhöhungen betrafen allerdings nur die Fixlöhne – im selben Zug sanken die variablen Vergütungen für die Betroffenen.
Möglicherweise sind die Schweizer Institute damit den Vorbildern aus den USA für einmal voraus.