Die Schweizer Postfinance soll privatisiert und eine richtige Bank werden, findet der Präsident der Genossenschaftsbank Raiffeisen. Dazu muss der Grundversorgungs-Auftrag überdacht werden, sagt Guy Lachappelle.
Die Postfinance wartet derzeit auf einen Entscheid aus Bundesbern, ob sie eine «richtige» Bank werden darf, die auch Kredite vergibt. Wie auch finews.ch vergangenen September berichtete, stehen die Chancen dafür allwerdings schlecht, betrachtet man die Ergebnisse aus der Vernehmlassung.
Eine Mehrheit der Interessensgruppen stellt sich gegen eine Teilprivatisierung, wie sie der Bundesrat vorgeschlagen hat. So sieht es auch auch der Präsident der drittgrössten Schweizer Bank, Raiffeisen: «Die vom Bundesrat in die Vernehmlassung geschickte Lösung mit einer Teilprivatisierung muss abgelehnt werden», sagte Guy Lachappelle der Westschweizer Zeitung «Le Temps» (Artikel bezahlpflichtig) in einem Interview.
Postfinance nicht attraktiv genug
Zwar benötige Postfinance eine volle Banklizenz, aber nur unter der Bedingung, dass sie vollständig privatisiert werde. Natürlich müsse man sich dabei noch überlegen, ob die Post-Tochter mit ihrem Geschäftsmodell für den Kapitalmarkt und Investoren attraktiv genug sei, um eine Privatisierung durchzuführen.
Lachappelle bezweifelt das persönlich. «Wir sollten uns mit der Ursache des Problems befassen, nämlich mit der Frage des Grundversorgungs-Auftrags. Ist dieser im heutigen Umfeld und im Hinblick auf die Digitalisierung noch gerechtfertigt?» Wenn ja, müsse man sich fragen, ob dieser nicht auch durch nichtstaatliche Institute gewährleistet werden könne. Das würde wiederum für eine Privatisierung sprechen.