Goldman Sachs investiert kräftig in die Online-Bank Marcus, die neben den USA auch in Grossbritannien präsent ist. Wenn es nach dem neuen Wealth-Management-Chef für die Schweiz Dominique Wohnlich ginge, würde Marcus auch hierzulande bald aktiv werden.
Marcus, die Online-Bank von Goldman Sachs, hat in den drei Jahren seit der Gründung von fünf Millionen Kunden 60 Milliarden Dollar eingesammelt. Entsprechend erwartungsvoll schielt man in Europa auf die potenzielle Konkurrenz, die in Grossbritannien schon seit 16 Monaten am Start ist.
Der frisch gebackene Schweizer Wealth-Management-Chef von Goldman Sachs, Dominique Wohnlich (Bild unten), deutete an, dass auch die Schweiz durchaus zu den Zielmärkten gehören könnte. «Wir sind noch nicht in der Schweiz», sagte er an einer Konferenz letzte Woche. «Aber ich hoffe, dass es dazu kommt.»
Mehr zu erzählen
Goldman Sachs investiert kräftig ins Wealth Management hierzulande. Am Retail-Geschäft hat die US-Bank bisher allerdings wenig Interesse gezeigt. In diesem Segment dominieren die Grossbanken UBS und Credit Suisse vor Raiffeisen und den Kantonalbanken – allerdings vornehmlich mit dem traditionellen Filialen-Modell.
Im Lauf des Jahres werde es noch mehr zu erzählen geben, so der ehemalige Lombard-Odier-Banker Wohnlich.
Während der Ausbau von Marcus in Europa eigentlich zu erwarten ist, wäre ein Vorstoss in die Schweiz durchaus eine Überraschung. Tatsächlich sagte eine Sprecherin der Bank, auch auf dem Kontinent sei derzeit kein Ausbau geplant.
Ausbau in den USA
In den USA baut die Investmentbank Goldman Sachs das nach dem Gründer Marcus Goldman benannte Produkt fortwährend aus. Ging es ursprünglich nur um Retail-Produkte, kommen dieses Jahr Dienstleistungen für Kunden der Kategorie «Mass-Affluent» hinzu, die zwischen 100'000 Dollar und 1 Million Dollar anzulegen haben. Die Bank will namentlich Robo-Advisor-Dienstleistungen für weniger wohlhabende Kunden anbieten.
In der Schweiz hat das Institut derweil die Reihen der Private Banker wieder erweitert und erneut eine entsprechende Präsenz in Genf aufgebaut. Zudem wollen die Amerikaner Schweizer Hypotheken verbriefen, wie finews.ch letztes Jahr berichtete.
Die Konkurrenz ist schon hier
Sollte die Digital-Bank Marcus tatsächlich ihre Zelte in der Schweiz aufschlagen, hätte sie allerdings kein leichtes Spiel. Hierzulande sind bereits diverse Neo- und Challengerbanken aktiv. Die Prominentesten unter diesen sind die international tätigen Einhörner Revolut und N26.
Dazu kommen Eigengewächse wie Neon, die zusammen mit der Hypothekarbank Lenzburg arbeitet, oder Zak, die Digitallösung der zur Basler Kantonalbank gehörenden Bank Cler.
Zudem wird gespannt der Launch der Neobank Yapeal erwartet. Auch die Grossbank Credit Suisse zielt mit ihrer Schweizer Einheit Direct Banking auf den digitalen Markt und plant, dort aktiv zu werden.
All diesen Konkurrenten könnte Marcus die Show stehlen, indem Goldman Sachs hierzulande ähnlich wie in den USA oder in England die Konkurrenz mit einem besseren Zinsangebot angreift – was im Schweizer Negativzinsumfeld bei Sparern sehr gut ankommen würde.