Der Eintritt von Goldman Sachs in den Schweizer Hypothekenmarkt könnte noch dieses Jahr erfolgen, wie finews.ch erfahren hat. Doch heizt zusätzliches Kreditvolumen den hiesigen Immobilienmarkt nicht noch mehr auf?
Seit fast einem Jahr rätselt die Schweizer Finanzbranche über die Absichten von Goldman Sachs. Letztere hatte im vergangenen Oktober in den Medien einen möglichen Eintritt in den hiesigen Hypothekenmarkt angekündigt. Die mächtige US-Investmentbank und die Häuslebauer in der kleinen Schweiz: Dies sorgte schon damals für reichlich Gesprächsstoff.
Seither ist es still geworden um das Vorhaben. So still, dass am Markt bereits von einem Rückzieher der Amerikaner die Rede war. Wie Recherchen von finews.ch nun aber zeigen, ist das Gegenteil der Fall. Seit Anfang Jahr hat sich der Eintritt vielmehr konkretisiert, wie im Umfeld des Instituts zu vernehmen ist.
Kontakt mit der Finma
Laut diesen Quellen ist nun eine gewichtige Voraussetzung für den Markteintritt erfüllt. Wie schon zuvor berichtet wurde, hatte die hiesige Niederlassung von Goldman Sachs in der Sache Kontakt mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) aufgenommen. Und obwohl die Vorarbeiten laut diesen Quellen noch andauern, könnte der Startschuss für den Eintritt noch in diesem Jahr erfolgen.
Eine Sprecherin von Goldman Sachs wollte sich dazu nicht äussern. Sie verwies aber auf frühere Aussagen, wonach die Bank bereits seit 2015 Immobilienkredite in den Niederlanden anbiete und eine Ausweitung auf andere europäische Märkte unter Berücksichtigung lokaler Produktstandards eine Option sei.
Nur zahlungskräftige Kunden
Der Hinweis auf die Niederlande ist interessant: Er legt nahe, dass Goldman Sachs in der Schweiz weder die Retailbanken direkt konkurrenzieren will, noch als Sponsor für solche Schuldner auftritt, die eine Hypothek gar nicht tragen können, wie teils kolportiert wurde.
Stattdessen wittern die Amerikaner, die in der Schweiz vorab im Private- und Investmentbanking tätig sind, das Geschäft wohl an einem anderen Ort. In den Niederlanden arbeitet Goldman Sachs seit vier Jahren mit spezialisierten Partnern zusammen, über deren Plattformen die Hypotheken vergeben werden.
Die «Elan Hypotheek» geht dabei nur an zahlungskräftige Kunden mit entsprechend geringem Ausfallrisiko. Die von der US-Bank vorfinanzierten Kredite landen dabei nicht allesamt auf deren Buch, sondern werden teils verbrieft und als hypothekenbesicherte Papiere (RMBS) auch an Profi-Investoren weiterverkauft.
Kleiner Boom
In den Niederlanden hat die Öffnung des Hypothekenmarktes für einen kleinen Boom solcher Geschäftsmodelle gesorgt. Inzwischen sind dort alternativ zu den Banken diverse Hypotheken-Plattformen aktiv. Ähnlich wie in der Schweiz sind in den Niederlanden die Finanzierungsbedingungen günstig, die Zinsen relativ hoch und die Schuldner meist solide. Für sich genommen agiert Goldman Sachs dort nur als Nischenplayer.
Das alles macht den Markt für ausländische Investoren interessant. Dem Vernehmen nach würde ein allfälliges Schweizer Produkt den hiesigen regulatorischen Bedingungen angepasst.
Erhöhte Reputationsrisiken
Am Finanzplatz wird ein solches Angebot von einzelnen Akteuren begrüsst, weil es die Liquidität des Hypomarktes erhöhen würde. Anderseits stellt sich die Frage, ob zusätzliches Kreditvolumen – falls sich ein Trend entwickelt wie in den Niederlanden – den hiesigen Immobilienmarkt nicht noch mehr aufheizt. Nicht zuletzt sind Hypotheken ein Konsumgut, was erhöhte Reputationsrisiken für die Akteure mit sich bringt.