Die Vorstellung, wie die Schweizer Grossbank Credit Suisse ihre Präsentation der Jahreszahlen 2019 nächste Woche abhalten will, scheint irgendwie absurd.
Seit diesem Donnerstag verbietet die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) nicht nur ihren eigenen Angestellten, andere Personen zu observieren. Nein, inzwischen zählen offenbar auch Medienschaffende, die über das Geschäftsjahr des Unternehmens berichten wollen, sozusagen zur erweiterten Risikogruppe.
Der Grund: Die CS hat in ihrer Einladung für die Bilanzmedienkonferenz von kommendem Donnerstag folgende zwei Spielregeln neu aufgeführt: Erstens sind Film- und Fotoaufnahmen ausschliesslich vor Beginn der Medienkonferenz um 10:15 Uhr gestattet. Diese Regel gilt sowohl bei der CS wie auch bei der anderen Schweizer Grossbank, der UBS, schon seit 2018. Die Antwort der Schweizer Pressebild-Agenturen auf diesen Entscheid war übrigens, dass sie den wichtigsten Medienanlass der Grossbanken ausliessen und es dementsprechend auch keine Agenturbilder davon gibt.
Mehr Demut?
Noch mehr als das irritiert jedoch die zweite Regel, die die Credit Suisse nun neu in ihre Einladung aufgenommen hat: «Tonaufnahmen sind während der ganzen Veranstaltung nicht gestattet.»
Was die Bank damit bezweckt, ist unklar: Will sie künftig nicht mehr beim Wort genommen werden und sich darauf berufen können, dass manche Dinge einfach nicht gesagt wurden? Oder möchte sie den dort anwesenden Journalistinnen und Journalisten einfach die Arbeit bisschen erschweren, um sie zur Demut zu mahnen und sie daran erinnern, wer hier den Ton angibt?
Eine Antwort der CS auf entsprechende Fragen von finews.ch ist noch ausstehend.
Aufnahme via Webcast
Das Gebaren der CS läuft darauf hinaus, dass die Bank entweder in Zukunft zu Beginn ihrer Medienkonferenzen sämtliche Mobiltelefone und Aufnahmegeräte der Medienschaffenden konfisziert oder damit rechnen muss, dass ihr Anlass trotzdem aufgenommen wird. Schliesslich dürfte sich niemand freiwillig die Mühe machen, jedes Wort der CS-Oberen und jede Zahl zu protokollieren.
Dass die Konferenz auch via Webcast oder Telefon mitverfolgt werden kann, und dass sich dort potenzielle Möglichkeiten zur Aufnahme des Anlasses vollkommen dem Einfluss der CS entziehen, ja, dass die Bank den Anlass sogar selber aufzeichnet und die Aufnahme zwei Stunden nach Ende der Veranstaltung auf ihrer Webseite veröffentlicht, das alles deutet darauf hin, dass diese Massnahme irgendwie nicht ganz durchdacht ist.