7. Pierre-Olivier Bouée – Der Sündenbock

pierre olivier bouee

Um die Credit Suisse (CS) blieb es dieses Jahr nie lange still: Insgesamt vier Mal nahm CEO Tidjane Thiam Wechsel in der Geschäftsleitung vor. Den grössten Rummel verursachte dabei der Abgang von Iqbal Khan, der seit 2015 das International Wealth Management (IWM) der Bank auf Kurs gebracht hatte. Dementsprechend intensiv wurde in den Sommermonaten darüber spekuliert, wohin es ihn verschlagen würde.

Nachdem bekannt geworden war, dass Khan ausgerechnet zur UBS überlaufen würde, wuchs sich die Geschichte um seinen Abgang zum handfesten Skandal aus: Die Credit Suisse liess ihn über Privatdetektive beschatten, was allerdings aufflog. Die Untersuchung der Anwaltskanzlei Homburger konnte Thiam keine Mitwissenschaft nachweisen. COO Pierre-Olivier Bouée (Bild oben), ein enger Vertrauter des CS-Chefs, musste hingegen als oberster Verantwortlicher den Hut nehmen.

Zwei Monate später wurde über die «NZZ» bekannt, dass – entgegen anders lautender Aussagen von CS-Präsident Urs Rohner und Thiam – bereits im Februar mit HR-Chef Peter Goerke ein weiteres Mitglied der Geschäftsleitung überwacht worden war, wenige Tage bevor er aus dem obersten Gremium der Bank zurücktreten musste. Goerke arbeitet in einer anderen Rolle weiter für die Bank, ebenso wie der frühere Risiko-Chef Joachim Oechslin, der ebenfalls im Februar zurücktrat.

Für Bouée hatte die Überwachung des HR-Chefs allerdings mit zehn Monaten Verzögerung gravierende Konsequenzen. In einer weiteren Untersuchung vor Weihnachten stellte die Kanzlei Homburger fest, dass er entgegen seiner eigenen Aussage bereits für die Bespitzelung im Februar verantwortlich gewesen war. Er wurde dafür fristlos entlassen und verlor den Anspruch auf mehr als 4 Millionen Franken ausstehender Boni.