Der Credit-Suisse-Manager Iqbal Khan verliess die Bank Knall auf Fall. Alles deutet darauf hin, dass sein Abgang nicht ganz freiwillig war.
Der CEO der Credit Suisse (CS), Tidjane Thiam, und Iqbal Khan, Chef der wichtigen Vermögensverwaltungs-Division der Bank, hatten das Heu zuletzt nicht mehr auf der gleichen Bühne. Khan, von Thiam im jungen Alter von 39 Jahren in die Geschäftsleitung befördert, stand diesem mit seinem Erfolg vor der Sonne, zudem verlangte er zunehmend deutlicher Zusicherungen über seine Zukunft bei der Bank.
Gestern Montag kam es zu Eklat: Khan verliess die Bank mit unbekanntem Ziel. In einer entsprechenden Medienmitteilung der Credit Suisse lobte ihn Thiam zwar und bedankte sich für die Leistung. Im Gespräch mit Leuten aus Khans Lager wird allerdings deutlich, dass der Rücktritt zumindest überstürzt erfolgte.
Ungeteilter Ruhm
So hatten weder die Geschäftsleitung der CS noch Khans engste Mitstreiter den Abgang kommen sehen. Zudem blieb am Dienstagmorgen die eigentlich zu erwartende Ankündigung von der CS-Konkurrenz über einen baldigen Amtsantritt von Khan aus.
Aus der CS-Pressemitteilung wurde zudem klar, dass Thiam die Wiederauferstehung der Credit Suisse als sein Verdienst betrachtet und den Ruhm ungern teilt: «Im Jahr 2015 haben wir International Wealth Management als separate Division der Credit Suisse geschaffen und ich habe Iqbal Khan als grossartigen Kandidaten für den Job als CEO identifiziert.»
Tatsächlich war Khan schon lange vor Thiams Ankunft in Zürich auf dem aufsteigenden Ast gewesen. Als Finanzchef der Vermögensverwaltung unter Hans-Ulrich Meister hatte er die Einheit im Wesentlichen bereits geführt, wie ein Vertrauter bereits vor Jahren sagte.
Thiam sorgt für Ruhe
Dass der «Kronprinz» der CS mittlerweile auf der Suche nach Alternativen war, hatte sich allerdings schon länger abgezeichnet. Indem er ihn mit einem relativ unbekannten Manager ersetzte, der im International Wealth Management (IWM) für Kontinuität sorgen dürfte, sorgte Thiam für Ruhe. Vertraute Thiams bestreiten ausserdem, dass Khan die Bank unfreiwillig verlassen hat.
Mit Philipp Wehle rückt zudem ein weiterer Manager in die Geschäftsleitung der Bank auf, den man ausserhalb des Hauptsitzes am Paradeplatz nicht auf dem Radar hatte – und der Thiam gegenüber entsprechend loyal sein dürfte. Ähnlich hatte es sich schon mit Schweiz-Chef Thomas Gottstein oder dem Leiter der Handelsabteilung Brian Chin verhalten.
Wohin nun?
Eine eigentlich naheliegende nächste Station Khans wäre der Chefposten der Zürcher Privatbank Julius Bär gewesen. Dagegen gab es allerdings von beiden Seiten Einwände.
Für die – viel kleinere – Julius Bär wäre Khans Jahreseinkommen über der Schmerzgrenze gewesen. Dieser wiederum war dem Vernehmen nach nicht begeistert davon, die Altlasten und damit verbundenen Reputationsrisiken zu übernehmen, die der aggressive Wachstumskurs des früheren Bär-Chefs Boris Collardi dort hinterlassen hat.
Auch die UBS sucht
Derweil ist mit der UBS auch die grössere Schweizer Konkurrentin der CS auf der Suche nach valablen Kandidaten für die Nachfolge von CEO Sergio Ermotti. Dort müsste wohl allerdings jemand aus der Geschäftsleitung Platz machen.
So findet sich Khan in derselben Lage, in welcher in den letzten zwei Jahren auch zwei mögliche CEO-Nachfolger der UBS geraten waren: Wie der ehemalige Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner und der Investmentbanker Andrea Orcel hat er zwar scheinbar viele Optionen. Aufgrund seiner mittelfristigen Ambitionen auf einen Spitzenjob wird er dabei allerdings auch zum Bittsteller.
Nicht einfach ein Job
Dabei dürfte sich seine Suche nicht auf die Schweiz beschränken. Der Lebenslauf anderer ehemaliger Manager von CS und UBS zeigt, dass Karrieresprünge auch bei der internationalen Konkurrenz möglich sind. Im Unterschied zu diesen Beispielen sucht Khan allerdings nicht einfach einen Job.
Er wolle die verbleibende Zeit seiner Karriere nutzen und entsprechend vermeiden, in fünf oder sechs Jahren wieder in derselben Situation zu sein. Denn falls er erneut in eine Sackgasse gerät, könnte sich der Sprung an die Spitze einer Grossbank doch noch als unmöglich erweisen.