Deloitte Schweiz hat einen Top-Partner gefeuert. Der soll für die Beratungsfirma Millionen bei der Grossbank Credit Suisse verdient haben – und lässt sich das Verdikt nicht gefallen.

Es ist nicht nur die Beratungsfirma EY, die mit ethischen Verfehlungen von Kaderpersonen von sich reden macht. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, beanstandet auch die Konkurrentin Deloitte Schweiz das Verhalten eines ihrer Top-Partner.

Laut dem Bericht, der aus Gerichtsdokumenten zitiert, wurde der auf Banken spezialisierte Forensik-Profi seiner Funktion enthoben und muss Anfang Januar das «big four»-Unternehmen verlassen. Dies, nachdem ihm intern aggressives Verhalten gegenüber Kollegen vorgehalten wurde. Dem Bericht zufolge war der Partner bereits 2015 wegen seines Benehmens verwarnt worden.

Partner bestreitet Vergehen

Der Mann, dessen Profil immer noch auf der Webseite von Deloitte Schweiz aufgeschaltet ist, wehrt sich vor einem Londoner Gericht gegen den Entscheid seines Arbeitgebers. Er bestreitet die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und führt seinerseits ins Feld, dass ihm die Firma zu Unrecht die Möglichkeit verweigerte, gegen die Entlassung zu rekurrieren.

Deloitte Schweiz wollte auf Anfrage von finews.ch den Fall nicht kommentieren.

Aufmerken lässt, dass das Unternehmen, das zuletzt offenbar operativen Gegenwind spürte, auf einen seiner einträglichsten Berater verzichten will. Laut der «Financial Times» verdiente der Partner allein bei der Credit Suisse (CS) enorme Gebühren in der Höhe von rund 200 Millionen Dollar für die Firma.

PWC holte den Zuschlag

Dabei ging es dem Bericht zufolge darum, unversteuerte US-Vermögen beim Institut zu bereinigen. Wie erinnerlich, hatte die CS in den USA im Mai 2014 eine Rekordstrafe von 2,8 Milliarden Dollar bezahlen und sich an Steuervergehen für schuldig bekennen müssen. Der Deloitte-Forensiker half wohl mit, die Grossbank von den Altlasten des Steuerstreits zu befreien.

In den letzten Jahren sollen dem Bericht zufolge die Arbeiten bei der CS ihrem Ende entgegen gegangen sein. Die Volumen nahmen ab, auch deshalb, weil Deloitte sich offenbar als Revisor bei der Grossbank bewarb und deshalb aus regulatorischen Gründen das Beratungs-Business zurückfahren musste. Allerdings: Der Zuschlag fürs Audit ging schliesslich an die Konkurrentin Pricewaterhouse Coopers (PWC), die im Frühling 2020 zur neuen Revisorin der CS bestimmt werden soll.

Derweil sind im Forensik-Team von Deloitte Schweiz die Dinge im Fluss, wie es im Umfeld des Unternehmens heisst. Die für die Firma wichtige Einheit wurde unter neue Leitung gestellt. Wie die Auseinandersetzung in London zeigt, kommt der Bereich aber noch nicht zur Ruhe.