Während sich der Bestechungsskandal von Mosambik dem Abschluss nähert, wird die Credit Suisse mit neuen Anschuldigungen eines afrikanischen Landes konfrontiert. Der libysche Staatsfonds hat in London Klage gegen die Bank eingereicht.
Die Libyan Investment Authority (LIA) – der Staatsfonds Libyens – hat am Montag in London gegen die Credit Suisse (CS) Klage im Zusammenhang mit einer Bestechungsaffäre eingereicht. Dies berichtete die Agentur «Bloomberg». Die Klage wird von den Justizbehörden als Betrugsfall behandelt.
Libyscher Geschäftsfall als gemeinsamer Nenner
Gemäss der Nachrichtenagentur sind keine weiteren Unterlagen zum Fall vorhanden. Trotzdem wird davon ausgegangen, dass die jüngste Klage im Zusammenhang mit einer Reihe von weiteren Gerichtsfällen steht, die ihren Ursprung in Aktivitäten von Walid Al-Giahmi, einem Geschäftsmann, zu tun hatten. Er wird verdächtigt, Bestechungsgelder angenommen zu haben und wird dem Bericht zufolge in der jetzt eingereichten Klage als weiterer Beschuldigter aufgeführt.
In einem früheren Fall, der vom Staatsfonds angestrebt wurde, musste die französische Société Générale fast 1 Milliarde Euros bezahlen, um eine Bestechungsaffäre beizulegen, die ebenfalls auf Al-Giahmi zurückreichte. In damaligen Prozess verlangte LIA Unterlagen zu Vorgängen, die mit dem Geschäftsmann and vier Banken zu tun hatten, unter ihnen die CS.
Von Muammar Ghaddafi gegründet
Die CS kommentierte gegenüber «Bloomberg» die neue Klage nicht. In einem anderen afrikanischen Fall, den Bestechungsskandal von Mosambik, fiel der Name der Schweizer Grossbank, weil ehemalige Mitarbeiter Bestechungsgelder akzeptiert hatten. Zwischen den zwei Fällen gibt es keine Gemeinsamkeiten.
Der Staatsfonds Libyen's wurde im Jahr 2006, noch unter dem Regime von Muammar Ghaddafi gegründet, um die Abhängigkeit des Wüstenstaates vom Ölexport zu verringern. Der Fonds wird durch Überschüsse aus diesem Handel gespiesen.
Libysche Erinnerungen
Urs Rohner, der Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, hat wohl gemischte Gefühle, wenn er mit dem Land Libyen konfrontiert wird. Eine Gruppe von prominenten Geschäftsleuten – darunter Rohner, sowie ex-Nestlé Präsident Peter Brabeck, ex-Bank am Bellevue Chef Martin Bisang und Prinz Michael von Liechtenstein – investierte Millionen in ein Projekt mit Luxushotels, Läden und einen Yachthafen in Tripolis. Ihre Geschäftspartner: der libysche Staatsfond.
Das Projekt scheiterte schliesslich, weil Ghaddafi im Jahr 2008 zwei Schweizer als Geiseln nahm und damit eine diplomatische Eiszeit mit der Schweiz heraufbeschwor, wie die «Handelszeitung» damals berichtete. Während die Beziehungen zwischen den zwei Ländern dauerhaften Schaden nahm, erhielten die prominenten Investoren jedoch ihr Geld zurück.