Schon vor Jahren stiess UBS-Chef Sergio Ermotti die Idee einer Superbank an. Der grosse Wurf steht weiter aus. Doch in einem Bereich vertreibt die UBS ihre Expertise bereits an die Konkurrenz – seit neuestem sogar in Übersee.

Das Thema ist auf dem Schweizer Finanzplatz seit mindestens drei Jahren ein Evergreen: Die Banken sollten enger zusammenarbeiten, um Skaleneffekte zu generieren und sich so besser auf ihre Stärken konzentrieren zu können.

Obwohl sich nach UBS-Chef Sergio Ermotti auch der frühere CEO des Börsenbetreibers SIX, Urs Rüegsegger, sowie Tidjane Thiam, Ermottis Pendant bei der Credit Suisse, mit derselben Idee profilierten, lässt der grosse Wurf immer noch auf sich warten. Zu viel Misstrauen herrsche zwischen den Instituten, geht die gängige Erklärung.

Gut gefüllte Pipeline

In einem anderen Kontext ist es der UBS allerdings gelungen, mehrere Konkurrenzinstitute für gewisse Dienstleistungen zu gewinnen: UBS Partner, eine Plattform zur täglichen Überprüfung von Kundenportfolios, ist bereits bei zwei Banken in Gebrauch, drei weitere haben entsprechende Verträge unterschrieben, wie die UBS unlängst an einem Medienanlass erklärte. Zudem sei die Pipeline gut gefüllt.

«Wir müssen realistisch sein», sagte William Kennedy, seines Zeichens Global Head of Distribution im Asset Management und zuständig für UBS Partner. «Als UBS werden wir nie alle Kunden der Welt haben.» 

Komplett unabhängig

Konkret bietet die Bank über diesen Bereich im Asset Management – der juristisch allerdings eigenständig ist – ein Produkt an, das der UBS-Veteran Kennedy ursprünglich im Wealth Management mitentwickelt hatte. Dort ist die tägliche Portfolio-Analyse ein Teil von UBS Advice.

«Wir operieren komplett unabhängig von der UBS», ergänzte Tanja von Ehrlich in einem Podiumsgespräch am selben Anlass, der von Microsoft organisiert worden war. Die Ökonomin ist bei UBS Partner Head of Business Development.

Roboter oder Menschen

Die Arbeit an UBS Partner begann Anfang 2016 mit einem Team von acht Personen. Das war die Basis dafür, dass die Bank dann im Frühling 2016 mit der Banca Generali eine erste Kundin präsentieren konnte, wie auch finews.ch berichtete. Inzwischen sind etwa 60 Leute in dieser UBS-Abteilung tätig.

Bei den Banken, die UBS Partner einsetzen, sollen die Kundenberater mehr Zeit für die eigentliche Beratung haben. Derweil übernimmt ein «Roboter» den Teil der Aufgaben, bei denen die Menschen aufgrund der grossen Datenmenge ohnehin unterlegen wären.

Unerwünschte Risiken überprüfen

«Wenn es um Geld geht, wollen wir jemandem in die Augen schauen», sagt Kennedy. «Mit einer Maschine kann man den ganzen Tag lang sprechen und findet trotzdem keine Empathie.»

Um das Wachstum voranzutreiben, hält sich Tanja von Ehrlich nun in San Francisco auf. Von dort aus soll sie US-Banken davon überzeugen, ihre Kundenportfolios ebenfalls von der UBS auf unerwünschte Risiken überprüfen zu lassen.

Enorm verschieden

Während sich das eigentliche Produkt von UBS Partner relativ einfach skalieren lässt, ist es anspruchsvoller, auf die unterschiedlichen Geschäftsmodelle der Banken einzugehen. So variieren die Anforderungen je nach dem, ob der Fokus eines Instituts auf Milliardären liegt, die weltweit investieren, oder auf Retail-Kunden, die vor allem administrativen Aufwand verursachen.

«Wir haben mit einem Konzept angefangen, das wir auf der ganzen Welt einsetzen», so von Ehrlich. «Allerdings unterscheiden sich die Kunden, die unsere Lösung einsetzen, sehr stark voneinander.»