Für viele Deutsche sind Schweizer Banken und Vermögensverwalter nach wie vor eine beliebte Adresse. Doch die US-Konkurrenz meldet nun Ansprüche auf einen Teil dieser Klientel an.
Die verwalteten Vermögen von J.P. Morgan im Swiss Private Banking übertreffen bereits die Vergleichsgrössen einiger renommierter Institut, hierzulande, wie finews.ch unlängst feststellte. Nun will die US-Grossbank auch in Deutschland schneller wachsen.
Für die Schweizer Institute sind das im – sowieso hart umkämpften – Nachbarmarkt keine guten Nachrichten: Wie Hakan Straengh, der dortige Private-Banking-Chef von J.P. Morgan, zur Nachrichtenagentur «Bloomberg» sagte, haben die meisten reichen Deutschen traditionellerweise eine lokale und eine Schweizer Bankbeziehung.
Diversifikation gesucht
Gemäss Straengh sind diese Kunden nun aber immer öfters gewillt, eine dritte Bankbeziehung hinzuzunehmen – oft aus der angelsächsischen Welt. Zu dieser Diversifikation komme es beispielsweise, wenn Kunden durch den Verkauf einer Firma zu zusätzlicher Liquidität kämen, so der J.P.-Morgan-Banker weiter.
Straengh peilt – ebenso wie dies bei den Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse zur Strategie gehört – mit Vorliebe Superreiche an, sogenannte Ultra-High-Net-Worth-Individuals. Er erwähnt explizit Familien, die insgesamt mindestens 100 Millionen Euro an investierbaren Vermögen haben. Diese Kunden haben mehr Bedarf nach Dienstleistungen aus dem Investmentbanking, was sie für die breit aufgestellten Grossbanken umso interessanter macht.
Schnelles Wachstum
Straengh verfügt mit derzeit 21 Personen zwar über eine relativ kleine Mannschaft; allerdings ist er entschlossen, zusätzliche Leute einzustellen. Neben J.P. Morgan drängen auch die französische Grossbank BNP Paribas und die britisch-chinesische HSBC verstärkt in den Markt.
Wie «Bloomberg» schreibt, soll die Anzahl der Millionäre in Deutschland bis 2023 um 41 Prozent steigen – noch schneller als in der Schweiz. Das heisst, dass die bisher gut platzierten Schweizer Institute sich zusätzlich anstrengen müssen, um vom Vermögenswachstum der Reichen zu profitieren.