Amerikanische Bankriesen forcieren das Private Banking in der Schweiz. Die grösste US-Bank J.P. Morgan bewegt sich hier bereits in der Liga von einheimischen Traditionshäusern.

Rund 25 Millionen Franken: Unterhalb dieser Vermögensschwelle nimmt das Private Banking von J.P. Morgan in der Schweiz in der Regel keine Kunden auf. Das hohe Limit ist allerdings folgerichtig, denn die grösste Bank der USA fokussiert hierzulande aufs Geschäft mit Superreichen, den so genannten Ultra High Net Worth Individuals (UHNWI). Wie Schweiz-Chef Nick Bossart am (gestrigen) Montag vor Medienvertretern ausführte, tragen die Anstrengungen des US-Riesen Früchte.

So stammt rund die Hälfte der 80 Milliarden Franken von J.P. Morgan in der Schweiz verwalteten Vermögen aus dem Private Banking, wie auch finews.ch schon berichtete. Wobei hierzulande gebuchte Gelder aus Nahost und Lateinamerika einen wichtigen Teil ausmachen dürften. Damit bewegt sich die Sparte in derselben Liga wie namhafte Schweizer Traditionshäuser. Die Zürcher Bank Vontobel betreute im Wealth Management Ende 2018 global knapp 66 Milliarden, die Genfer Privatbank Mirabaud im Private Banking mehr als 25 Milliarden Franken.

UBS-Veteran abgeworben

In den letzten Jahren wurde dabei das Schweiz-Geschäft – und speziell jenes in der Deutschschweiz – forciert. Zu diesem Zweck bauten die Amerikaner den Standort Zürich deutlich aus, wo mittlerweile 20 Personen die schwerreiche Klientel bedienen. Erst vergangenen März verpflichtete die Bank in der Limmatstadt den UBS-Veteranen Reto Demostene. In Genf sitzt derweil nach wie vor der Hauptharst der Vermögensverwaltungs-Angestellten von J.P. Morgan. Über alle Sparten zählt das Institut in der Schweiz rund 1'000 Angestellte.

Unter Landsleuten hat J.P. Morgan inzwischen Nachahmer gefunden. So betrachtet die Wall-Street-Rivalin Goldman Sachs das Private Banking als zunehmend wichtiges Geschäft und macht sich auf, dieses auch hierzulande zu forcieren. Dieses Jahr baute das Institut bereits in Genf die Belegschaft aus, holte sich eine zusätzliche Lizenz und stellte Anfang Juli mit Dominique Wohnlich einen neuen Chef fürs Wealth Management in der Schweiz ein. Dieser war zuvor für die Genfer Konkurrentin Lombard Odier tätig gewesen.

Auf Rückzug folgt Angriff

Klar zum Wachstum in der Schweiz hat sich auch etwa die amerikanische Citigroup bekannt. Deren Private Banking steht hierzulande mit Laurence Mandrile-Aguirre unter neuer Führung.

Der Vorstoss der Amerikaner folgt auf einen grösseren Rückzug in den Jahren nach der Finanzkrise. 2012 verkaufte etwa die US-Grossbank Merrill Lynch Bank of America ihr internationales Private Banking an die Schweizer Konkurrentin Julius Bär. Zwei Jahre später übernahm die brasilianisch-schweizerische J. Safra Sarasin das hiesige Private Banking von Morgan Stanley.

Griff nach der Krone

Tempi passati, offenbar. Nun wird bei J.P. Morgan & Co wieder zum Angriff geblasen. Und das erst noch mit Fokus aufs UHNWI-Segment, von dem sich die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) so viel erhoffen. Die amerikanischen Finanzgiganten werfen bei der hoch exklusiven Klientel gerne die Dienste im Investmentbanking in die Waagschale. In diesem Business haben sie die europäische Konkurrenz längst abgehängt.

Nun schicken sie sich an, die Krone im globalen Private Banking zu holen. Einem aktuellen Ranking zufolge führt dort zwar die UBS noch das Feld an. Auf den verbleibenden Podestplätzen folgen aber bereits die amerikanischen Bankriesen Morgan Stanley und Wells Fargo.