Es sei die Summe von Einzelheiten, welche den Gewinnsprung bei Mirabaud verursacht habe, sagt Senior Partner Yves Mirabaud im Interview mit finews.ch. Und kündigt einen Vorstoss in Zürich an.


Herr Mirabaud, die Privatbank Mirabaud hat 2018 deutlich höhere Erträge erzielt, vor allem aber einen enormen Gewinnschub verzeichnet. Gibt es einen speziellen Grund dafür?

Einen einzelnen Grund nicht, vielmehr ist es die Summe der Ergebnisse unserer Wachstums- und Internationalisierungsstrategie. Zudem war 2018 an den Märkten ein schwieriges Jahr mit hoher Volatilität. Das half uns, weil die Kundenaktivitäten zunahmen und wir entsprechend höhere Kommissionen erzielten. Tatsächlich ist unsere Corporate Finance und Brokerage-Einheit nach drei Verlustjahren in Folge wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Das unterstützte den Gewinnanstieg zusätzlich.

Die schwierigen Märkte haben indessen zu einem Absinken der verwalteten Vermögen geführt. Hat Mirabaud 2018 dennoch Neugeld akquirieren können?

Wir machen keine Angaben zur Neugeldentwicklung, doch ich kann Ihnen so viel sagen: Im Wealth Management verzeichneten wir einen leichten Zufluss, im Asset Management erlitten wir Abflüsse. Diese waren insbesondere auf einen institutionellen Kunden zurückzuführen, der nun auf Grund einer Reorganisation nicht mehr mit Mirabaud arbeitet.

«Das Securities-Geschäft liegt nun näher beim Wealth Management»

Ausserdem ist der Aktienhandel in Grossbritannien für englische Pensionskassen massiv zurückgegangen. Der hauptsächlich marktbedingte Rückgang der verwalteten Vermögen ist jedoch bereits wieder wettgemacht. Wir liegen derzeit bei rund 34 Milliarden Franken.

Sie haben das Securities-Geschäft erwähnt, das strukturell einen schweren Stand hat. Mirabaud will daran aber festhalten?

Ja, wir haben den Bereich neu ausgerichtet. Während Corporate Finance und Brokerage innerhalb der Gruppe zuvor weitgehend unabhängig handelten, haben wir die Einheit nun näher am Wealth Management positioniert. Sie kann so unseren Privatkunden entsprechend spezifische Dienstleistungen erbringen, beispielsweise im Bereich Firmenfinanzierungen oder -transaktionen.

Ging das gruppenweite Wachstum von Mirabaud mit einem Personalausbau einher?

Nein, die Anzahl Mitarbeiter liegt nach wie vor bei rund 700. Das heisst nicht, dass wir im Wealth und Asset Management 2018 nicht gezielt Personal rekrutiert haben. Doch gab es auch Personalabgänge, so dass die Gesamtentwicklung eigentlich flach blieb.

Privatbanken setzen vermehrt ihre Bilanz ein, um Neukunden zu akquirieren und ihnen Kreditdienstleistungen anzubieten. Gehört dies auch zur Wachstumsstrategie von Mirabaud?

Mirabaud hat knapp 1 Milliarde Franken an Krediten bei Kunden ausstehend. Das Lending ist zwar nicht Teil einer Wachstumsstrategie, doch es ist auch nicht vernachlässigbar.

«Wir unterscheiden uns durch Kundennähe»

Mirabaud geht traditionellerweise sehr konservativ mit dem Eigenkapital um. Das Lending-Angebot als Marketinginstrument zu verwenden, käme bei uns nie in Frage.

Wie will sich Mirabaud denn im Private Banking differenzieren?

Unsere verwalteten Vermögen stammen zu einem Drittel aus der Schweiz, zu einem Drittel aus Kontinentaleuropa und zu einem Drittel aus dem Rest der Welt. Dieser wiederum besteht für Mirabaud aus Russland und Osteuropa, dem Nahen Osten und Lateinamerika. Namentlich die Geschäfte im Nahen Osten, wo wir demnächst eine Niederlassung in Abu Dhabi eröffnen, und in Lateinamerika sind zuletzt stark gewachsen. Wir sind dort ab diesem Jahr in Sao Paolo und in Montevideo präsent. Wir unterscheiden uns dadurch, dass wir näher beim Kunden sein wollen. Wir wollen unseren Kunden auch Corporate-Finance-Services anbieten und Investmentmöglichkeiten in Private Equity sowie in Immobilien. Ich würde sagen, bei Mirabaud ist es die Summe von vielen Dingen, welche den Unterschied ausmacht.

Werden Sie die internationale Expansion auch im Jubiläumsjahr 2019 vorantreiben?

Wir werden sicherlich im Moment keine neuen Niederlassungen eröffnen. Die letzten Expansionsschritte müssen zuerst richtig implementiert und verdaut werden.

Asien darf auf keiner Landkarte einer Schweizer Privatbank fehlen, scheint es. Doch Mirabaud hat bislang keinen Fuss auf asiatischen Boden gesetzt. Bleibt es dabei?

Gerade weil alle dort sind, sind wir es nicht. Man soll zwar niemals nie sagen, doch solche Pläne haben wir nicht. Im Nachhinein war es eine sehr kluge Entscheidung gewesen, als wir vor einigen Jahren beschlossen haben, nicht nach Asien zu gehen.

Warum?

Es ist ein äusserst kompetitiver Markt. Man muss als Bank bereit sein bereit sein, grössere Summen zu investieren und die Bilanz für die Kunden einzusetzen. Zudem muss man geeignetes Personal haben.

«Bezüglich Akquisitionen bleiben wir opportunistisch»

Die asiatische Kundschaft ist per se mehr trading-orientiert, während Mirabaud eher das diskretionäre Modell verfolgt. Wir haben darum in den Nahen Osten und in Lateinamerika investiert und verdienen dort Geld. Unser Entscheid war also richtig.

Sie haben in Brasilien eine Akquisition getätigt, um eine Marktpräsenz zu bekommen. Werden Sie so etwas wiederholen?

In Brasilien hat sich mit Galloway eine einmalige Gelegenheit geboten. Bezüglich Akquisitionen bleiben wir opportunistisch, ziehen es jedoch grundsätzlich vor, unser Wachstum mit dem Engagement von talentiertem Personal voranzutreiben.

Vergangenes Jahr verliess Zürich-Chef René Hermann Mirabaud. Ist ein Ersatz für ihn gefunden?

René Hermann hat uns verlassen und sich einer anderen Tätigkeit zugewandt, das ist ein völlig normaler Vorgang. Die Zürcher Niederlassung von Mirabaud hat innerhalb der Gruppe einen sehr starken Stellenwert. Wir haben allerdings gewisse Schwächen, was Kunden im deutschsprachigen Raum angeht und wollen insbesondere das Deutschland-Geschäft von Zürich aus verstärken. Dafür haben wir inzwischen auch die richtige Person gefunden, sie wird im Laufe dieses Jahres zu Mirabaud stossen.


 Yves Mirabaud ist seit dem Jahr 2012 Senior Partner der Genfer Privatbank Mirabaud. In das Institut eingetreten ist er im Jahr 1993, drei Jahre später wurde er Managing Partner. Mirabaud studierte Internationale Beziehungen Genf und startete seine Banking-Karriere bei verschiedenen Instituten in Genf, Zürich, New York und Boston.