In Frankreich und den USA wehrt sich die Grossbank UBS vehement gegen Milliardenklagen. Doch damit bürdet die Bank ihren Aktionären einiges auf.

Drei Tage: So viel Zeit bleibt den UBS-Anwälten unter Chefjurist Markus Diethelm noch, um das Pariser Gericht um Vorsitzende Christine Mée von ihrem Standpunkt zu überzeugen. Am Donnerstag endet nämlich die Anhörungsfrist im Steuerstreit-Prozess gegen Frankreich, bei dem es für die Grossbank um sehr viel Geld geht.

So fordert die Anklage 3,7 Milliarden Euro, während der französische Staat als Zivilkläger 1,6 Milliarden Euro als Wiedergutmachung geltend macht. Die UBS-Juristen bestreiten diese Forderungen. Sie erkennen keine Beweise, die das Begehen einer Straftat belegen würden.

Noch Jahre im Clinch mit Frankreich?

Nach dem Rennen gegen die Zeit beginnt ab dem Donnerstag das lange Warten. Denn danach ist es an den Richtern, der Rechtslage auf den Grund zu gehen. Das Urteil wird erst Anfang nächstes Jahr erwartet. Und auch damit ist nicht zwingend der finale Strich unter die Affäre gezogen. So erwarten Analysten der US-Grossbank Morgan Stanley, dass die UBS in Berufung gehen könnte.

«Damit könnte sich das Verfahren nicht nur um Monate, sondern gar um Jahre in die Länge ziehen», warnen die Experten von Morgan Stanley.

Das sind keine erfreulichen Aussichten für die Bank und ihre Aktionäre – zumal die UBS kürzlich gegenüber den USA eine zweite Front eröffnet hat. Wie auch finews.ch berichtete, setzt sich das Institut vehement gegen eine Zivilklage des amerikanischen Justizdepartments (DOJ) in Zusammenhang mit Hypothekenpapieren zur Wehr.

Gerüchten zufolge forderten die Amerikaner im so genannten RMBS-Komplex an die 2 Milliarden Dollar vom grössten Schweizer Geldhaus.

Anhaltende Unsicherheit

Die neue Angriffslust der UBS wurde von den Investoren mit gemischten Gefühlen taxiert; innert Wochenfrist verloren die Titel der Bank rund 1 Prozent ihres Werts. Während Analysten des deutschen Brokerhauses Kepler den Widerstand der Bank beklatschten, sahen die Kollegen bei Morgan Stanley die Haltung gegenüber dem DOJ als kurzfristig negativ für den Aktienkurs an. Sie hatten zuvor damit gerechnet, dass die Schweizer den RMBS-Fall Ende 2018 beilegen würden.

Die Morgan-Stanley-Experten fürchten nun, dass sich das Verfahren um bis zu einem Jahr verlängert. Dies mit Blick auf den Fall der britischen Bank Barclays, die sich in der Sache ebenfalls wehrte und langem Tauziehen Anfang 2018 statt der geforderten 5 Milliarden «nur» 2 Milliarden Dollar zahlte. Die Verzögerung könnten zudem die Aktienrückkäufe der Grossbank schmälern, orakelten die Analysten.

Immer vorausgesetzt, dass die UBS weder in den USA noch in Frankreich Gesetz verletzte, zeichnet sich damit der Preis der neu gefundenen Chuzpe ab: Eine möglicherweise tiefere Zahlung wird mit anhaltender Unsicherheit für die Aktionäre erkauft.