Mehrere Jahre hatte die UBS Zeit, ihren Aktienkurs zu steigern. Das ist ihr misslungen. Nun scheint die Zeit für die Credit Suisse zu laufen.
Die UBS schien vergangene Woche mit guten Karten zum Halbjahresabschluss angetreten zu sein. So schnitt sie gemessen am Gewinn, an der Eigenkapitalrendite oder am Kosten-Ertrags-Verhältnis ausgesprochen gut ab. Der insgesamt sehr solide Zahlenkranz verhalf der UBS-Aktie denn auch zu einem signifikanten Aufschwung. Doch nun relativiert sich der ganze Erfolg angesichts der überraschenden Ergebnisse, welche die Credit Suisse (CS) am Dienstagmorgen vorlegte.
Sie konnte nicht nur operativ glänzen, sondern auch die Kosten weiter optimieren und damit den Restrukturierungszielen bis Ende Jahr eine neue Verbindlichkeit geben, was Aktionäre besonders schätzen. Konkret: Sofern sich das Umfeld nicht sonderlich verändert, deutet einiges darauf hin, dass die CS bis Ende 2018 einen Gewinn von 3 bis 4 Milliarden Franken generieren könnte.
Erfolg für Turnaround-Manager
Das wäre ein grosser Erfolg für den vor drei Jahren angetretenen CEO und Turnaround-Manager Tidjane Thiam und käme sozusagen einer «grossen Rotation» unter den Schweizer Grossbanken-Aktien gleich. Denn bislang galt die UBS als stabileres Institut, das mit seiner operativ und geografisch höchst ausbalancierten Strategie für Kontinuität und Erfolg stand. Doch offenbar genügte dies den Anlegern nicht, so dass sich der Titel zu wenig bewegte.
Nun könnte die UBS-Aktie unter Druck geraten, denn der CS gelingt es derzeit, ihren Ankündigungen und Zielen der vergangenen Jahre eine Verbindlichkeit – zu verpassen, die erst noch viel Luft nach oben lässt – sozusagen eine reale Fantasie, der auch Thiam beipflichtete, indem er am Dienstag vor den Medien in Zürich erklärte: «In den nächsten zwei bis vier Jahren wird der Aktienpreis anziehen. Das ist der Anlagehorizont für jene Investoren, die langfristig engagiert sind. Sie interessieren sich nicht für den Kurs bei Bekanntgabe von Geschäftsergebnissen.»
Dennoch mit Blick auf die jüngsten Zahlen ist es bemerkenswert, dass es die CS geschafft hat, besonders in den ertragsmässig wichtigen Bereichen zu glänzen: in der Paradedisziplin Vermögensverwaltung, in der Wachstumsregion Asien-Pazifik sowie im Schweizer Geschäft, über das sich auch Schweiz-CEO Thomas Gottstein erst kürzlich auf finews.ch geäussert hatte.
Genugtuung für Schweiz-Chef
«Dass wir im Oktober 2015 gesagt haben, mit der Credit Suisse Schweiz in drei Jahren einen Gewinn von 2,3 Milliarden Franken erreichen zu wollen, war ein wichtiges Signal. Es zeigte, wohin wir wollen. Und dies, obschon viele Branchenleute nicht daran geglaubt und sogar manche Bankchefs gesagt haben, ‹der Gottstein› könne gar nicht rechnen. In der Zwischenzeit gehen die Finanzanalysten, die uns abdecken, von einem Gewinn für 2018 von zwischen 2,1 und 2,2 Milliarden Franken aus. Wo auch immer wir am Schluss landen werden: Entscheidend ist, dass wir bezüglich Profitabilität in einer anderen Liga spielen. Das, ehrlich gesagt, erfüllt mich mit Stolz. Niemand hätte uns das zugetraut.»
Im ersten Halbjahr 2018 stieg der bereinigte Vorsteuergewinn der Division Schweiz um 15 Prozent auf 1,1 Milliarden Franken, was eine weitere Gewinnbeschleunigung im Vorjahresvergleich zeigt.