Das Geschäft der anderen Kantonalbanken ist nicht der Teich, in dem wir fischen. Wir treten ausser über den Online-Kanal auch nicht an Privatkunden heran. Wir hoffen, Marktanteile von Konkurrenten zu gewinnen, die weniger gut kapitalisiert sind oder höhere Renditeanforderungen haben als wir. Ich denke, dass die Grossbanken froh sind, tiefer rentierendes Geschäft an uns abzutreten.

Sie kennen dieses Milieu sehr gut. Von der UBS wechselten sie zu Barclays, wo sie bis 2011 als Länderchef der Investmentbank amteten. Drückt mit der neuen Strategie der Grossbanker in Ihnen wieder durch?

Nein, die Strategie ist eine Teamarbeit, an der die Geschäftsleitung und der Bankrat ihren Beitrag geleistet haben. Sie entspringt der aktuellen Situation und unserer Einschätzungen, wie die mittelfristige Zukunft aussehen könnte.

Vor zwei Jahren wechselte die Schwyzer Kantonalbank nicht weniger als vier Bankräte aus und ersetzte diese durch Banker und Juristen. Mittlerweile gilt das Aufsichtsgremium als Vorzeigebeispiel in der Branche. Braucht es generell mehr Spezialisten in der Beaufsichtigung von Schweizer Banken?

Wir machen uns viele Gedanken über die Governance, aber Expertise allein macht einen Bank-Verwaltungsrat nicht effektiver. Bei der letzten Wahlrunde wünschten wir uns Profile, die wir im Bankrat noch nicht hatten.

«Hilfreich ist zudem, wenn man selber Krisen erlebt hat»

Bei der nächsten Bankrats-Wahl wäre es denkbar, dass wir wieder vermehrt Gewerbler und Unternehmer mit starker Verankerung im Kanton suchen. Das Wichtigste sind sowieso Vertrauen und Transparenz an der Spitze. Beides wurde in der Führung der Schwyzer Kantonalbank schon vor meinem Antritt gelebt.

Um auf Raiffeisen Schweiz zurückzukommen: Dort ist die Governance-Diskussion voll im Gange. Ein Streitpunkt lautet, ob der Bankpräsident künftig zwingend aus dem Banking kommen müsste. Wie sehen Sie das als Banker-Bankpräsident?

Bei einer systemrelevanten Bank ist es von Vorteil, wenn man Fachwissen mitbringt. Es verschafft einem Respekt, und man kann von Anfang an bei allen wichtigen Themen mitdiskutieren. Hilfreich ist zudem, wenn man selber Krisen erlebt hat. Weil man dann weiss, wie die Dinge plötzlich in Bewegung geraten können.

Sie wurden 2012 in einer Kampfwahl Bankpräsident, die Bankräte der Schwyzer Kantonalbank werden von einem politischen Gremium ausgesucht. Müsste es im Sinne guter Governance nun nicht als Nächstes darum gehen, den Bankrat zu entpolitisieren?

Über dieses Thema reden wir in einem Jahr. Aber es lohnt, sich darüber Gedanken zu machen.


Kuno Kennel ist seit 2012 Präsident des Bankrats der Schwyzer Kantonalbank. Der 1969 geborene Schwyzer hatte damals schon eine illustre Karriere im Investmentbanking hinter sich: 1989 bei der UBS-Vorgängerbank SBG gestartet, wechselte er 1998 zur Bank ABN Amro, wo er 2007 zum Länderchef aufstieg. Zwischenzeitlich Chef der RBS in der Schweiz, amtete er von Anfang 2010 an als CEO von Barclays Capital Schweiz.