Der UBS-Präsident räumt ein, dass der Antrag auf Decharge politisch unklug war und spricht von einer Beinahe-Katastrophe unter Ospel & Co.
Gemäss Redetext von UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger an der Generalversammlung in Basel hat die Führung der Schweizer Grossbank die öffentliche Reaktion auf die Decharge-Erteilung des ehemaligen Managements unterschätzt.
Die heutige Leitungscrew der UBS hält den Entscheid aber weiterhin für folgerichtig.
Es sei indessen nie die Absicht gewesen, einen Mantel des Verschweigens über die Vergangenheit zu legen oder die parlamentarischen Untersuchungen zu unterlaufen, sagte Villiger.
«Es geht uns nur um die Wahrnehmung der Interessen der Gesellschaft und die Fokussierung auf die Zukunft. Im Übrigen schützt die Decharge die Verantwortlichen keineswegs, wenn neue, bisher unbekannte Sachverhalte an den Tag kommen. Dies gilt auch für allfällige neue Erkenntnisse aus den parlamentarischen Untersuchungen», sagte Villiger
Bundesrat empfahl Absetzung der Decharge
Es sei der UBS von politischer Seite, auch von bundesrätlicher, und von Seiten der Aufsichtsbehörden die dringende Empfehlung zugegangen, das Decharge-Traktandum für 2007 und 2008 abzusetzen. Es fiel jedoch nicht leicht, so Villiger, diesen Empfehlungen nicht zu folgen, denn die Begründungen seien plausibel und nachvollziehbar gewesen.
«Aber unsere vertieften Abklärungen haben ergeben, dass die nachträgliche Absetzung des Traktandums zu nicht zu unterschätzenden neuen rechtlichen Risiken geführt hätte», sagte Villiger.
Beinahe-Katastrophe in guten Treuen
Noch etwas sei ihm wichtig, sagte Villiger weiter: «Es gibt jenseits von Gerichten und Strafjustiz eine moralische unternehmerische Verantwortung, die schwer wiegt. Die früher Verantwortlichen der UBS haben unternehmerische Entscheide getroffen, die zu einer der grössten Beinahekatastrophen der Schweizer Wirtschaftsgeschichte geführt haben. Sie taten dies in guten Treuen. Niemand wollte der UBS schaden. Aber sie müssen zu dieser moralischen Verantwortung stehen», so Villiger.
Verständnis für Ex-Chefs
Die Herren Marcel Ospel, Peter Wuffli, Stephan Haeringer und Marco Suter, sowie zwei ausländische ehemalige Konzernleitungsmitglieder hätten durch Rückzahlungen und freiwillige Verzichte auf vertraglich zugesicherte Leistungen im Betrag von 70 Millionen Franken ohne Anerkennung einer Schuld solche Verantwortung übernommen, betonte Villiger.
Das immerhin gelte es zur Kenntnis zu nehmen. Zusammen mit einigen weiteren kleineren Rückzahlungen erreichten diese die Grössenordnung, welche sein Vorgänger (Peter Kurer) an der letzten Generalversammlung geschätzt habe, sagt Villiger.