Eine Zeit lang profilierte sich die UBS als erste Anlaufstelle für sehr vermögende Privatpersonen, sogenannte Ultra-High-Net-Worth-Individuals, zwischen Tokio, Hongkong und Singapur – und hatte grossen Erfolg. Inzwischen hat sie den Fächer viel weiter geöffnet und spricht selbst Kunden mit weniger als einer Million Franken an Vermögen an, etwa in Taiwan. Ob das für die Positionierung gut ist, wird sich Blessing zweifelsohne ganz genau überlegen müssen.
Ist Martin Blessing der Richtige?
Im Lichte einer traditionellen Personalpolitik betrachtet ist Blessing sicherlich ein Manager, welcher der Aufgabe der Führung des globalen Wealth Management durchaus gewachsen ist. Mehr als das: Blessing bringt als ehemaliger Commerzbank-Chef ein äusserst wertvolles und neues Beziehungsnetz zur Unternehmenswelt ins Wealth Management ein. Als Schweiz-CEO der UBS hinterliess Blessing zudem einen soliden Eindruck, der die Digitalisierung weiter vorantrieb und die Kosten im Griff hatte.
Im Lichte der grossen Umwälzungen, die das Banking insgesamt und das Wealth Management im besonderen erfasst haben, muss Blessings Ernennung allerdings hinterfragt werden. Der Deutsche ist ein Vertreter der alten Banking-Welt und in den traditionellen politiklastigen Corporate-Strukturen daheim.
UBS steht sich selber im Weg
Als Commerzbank-CEO hat er sich zwar als Krisenmanager bewährt, doch verliess er das zweitgrösste Geldhaus Deutschlands, bevor der Job wirklich erledigt war.
Es ist bezeichnend für die UBS und ihre Entscheidungsprozesse, dass sie die Personalentscheide der Absetzung Zeltners und der Rochade im Management schon im Frühsommer getroffen und mit Blessing als neuen Wealth-Management-Chef eine «logische» Entscheidung getroffen hat. Ein mutigerer Entscheid wäre der UBS in Anbetracht der riesigen Herausforderungen gut angestanden. Doch für einen solchen Schritt steht sich die Grossbank wohl selber im Wege.
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