André Estevez betreibt mit ehemaligen UBS-Leuten eine neue Investmentbank in Brasilien. Das ambivalente Verhältnis zur UBS besteht offenbar weiter.

 

Noch vor kurzem galt Andre Estevez bei der UBS als grosser Retter. Brasiliens schillerndster Banker hätte die Schweizer Grossbank aus dem Schlamassel der Subprime-Krise holen sollen. Aus diesem Grund hatte sie den 39-jährigen Finanzexperten zum Chef ihrer Fixed-Income-Abteilung ernannt, also jener Sparte, wo die waghalsigen und letztlich fatalen Investments getätigt worden waren.

Doch der draufgängerische Brasilianer konnte sich in London, von wo er für die UBS operieren sollte, mit dem Habitus der bedächtigen Schweizer und vornehmen Engländer nicht anfreunden. Für ihn lief alles viel zu langsam. Und als ihm dann noch mit Jerker Johansson ein stoischer Schwede, an der Spitze des UBS-Investmentbanking vorgesetzt wurde, hatte Estevez die Nase voll. Der Corporate-Infight war zu seinen Ungunsten entschieden worden. Im Juni 2008 verliess er die UBS.

Eine Milliarde kassiert

Nun ist er zurück. Von São Paulo aus gründete er letztes Jahr noch die Investmentgesellschaft Banking and Trading Group, kurz BTG genannt, wobei Insider kolportieren, das Kürzel BTG stehe für «back to the game».

Den Neuanfang nach dem abrupten Ausscheiden bei der UBS konnte sich Estevez finanziell durchaus leisten. Denn 2006 verkaufte er als einer der Partner seine Bank Pactual an die UBS und kassierte damals persönlich rund eine Milliarde Dollar. Als weiteres Zückerchen konnte der vife Banker in die erweiterte Geschäftsleitung der UBS aufrücken und zum temporären Feuerlöscher im Subprime-Inferno werden. Doch eben nur kurz.

Tankstellen gekauft

Im letzten Oktober machte Estevez mit seiner neuen Firma erstmals geschäftlich von sich reden, als er die die brasilianische Niederlassung der kollabierten amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers aufkaufte. Und nun, vor wenigen Tagen, erwarb die BTG das Tankstellennetz von Via Brasil und Aster zu einem nicht publizierten Preis. Die beiden Betriebe kommen auf einen Jahresumsatz von knapp einer halben Milliarde Franken.

Zwischen Estevez und seiner früheren Arbeitgeberin besteht ein ambivalentes Verhältnis, hat doch der Brasilianer fast ein Dutzend ehemaliger UBS-Leute in seine neue Firma gelotst. Im Gegenzug konnte die Schweizer Grossbank vor ein paar Tagen verkünden, mit Gilberto Sayão einen früheren Partner der Bank Pacutal und langjährigen Weggefährten Estevez‘ angeheuert zu haben. Gerüchten zufolge soll die UBS auch an der BTG beteiligt sein.

Andre Estevez