Trotz des Drucks auf Löhne und Boni werden Banker weiterhin zu hohen Gehältern angestellt. Der Unterschied zu früher: Sie müssen klar besser sein.

Die Credit Suisse brachte es vergangene Woche bei der Vorstellung ihres Abschlusses unmissverständlich auf den Punkt: Sie unternimmt einen «talent upgrade», was soviel heisst, dass jene Kundenberater über die Klinge springen müssen, die zu wenig leisten, während gleichzeitig neue, bessere Leute angestellt werden.

Unter diesen Prämissen nahm die Zahl der Relationship Managers (RM) zwischen Ende 2008 und Ende 2009 sogar um netto 100 Personen ab. Dies reflektiere den «talent upgrade», argumentiert die Credit Suisse, insbesondere in den Märkten Europa, Naher Osten und Asien. Demgegenüber blieb der Bestand an Kundenberatern in der Schweiz stabil, in den USA nahm er sogar leicht zu.

Grosse Veränderungen

Gezielt werden Leute auch gesucht, um die Vorreiterposition gegenüber der UBS weiter auszubauen. Erwünscht sind nicht unbedingt viel mehr Leute, dafür aber aktivere Mitarbeiter, nicht zuletzt angesichts der grossen regulatorischen Veränderungen, die sich weltweit in der Branche abzeichnen.

Am Investors Day vom letzten September erklärte die Credit Suisse, dass sie über die nächsten drei Jahre je etwa 200 neue Kundenberater anstellen werde. Dieses Ziel gilt mittlerweile nicht mehr als sakrosankt. Vielmehr lautet die Devise nun, dass man im jährlichen Durchschnitt rund 6 Prozent an Nettoneugeldern akquirieren wolle, ungeachtet der Quantität an Relationship Managers. Will heissen: Bessere Leute sollen mehr erreichen.

Aderlass geht weiter

Die UBS ihrerseits muss seit Monaten einen massiven Abgang von Kundenberatern vergegenwärtigen, wie UBS-CEO Oswald Grübel ebenfalls vergangene Woche einräumte. Die vielen Probleme, mit denen die Grossbank unverändert ringt, veranlassen nicht wenige Angestellte, sich nach einem neuen Job umzusehen. Dies wird gemäss Grübel sogar noch ein paar Monate weitergehen. Angesichts dieser Tatsache kann die UBS nicht untätig bleiben, sondern muss versuchen, neue Leute zu holen.

Damit wird klar: Trotz des öffentlichen Drucks auf Löhne und Boni werden weiterhin stattliche Gehälter bezahlt. Denn nur so lassen sich der anvisierte «talent upgrade» bei der Credit Suisse verwirklichen und der Aderlass bei der UBS stoppen. Allein im hiesigen Private Banking hat die CS aktuell 160 offene Stellen ausgeschrieben. Die UBS ihrerseits hat im Bereich Wealth Management & Suisse derzeit 157 offene Stellen.

Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt, dass in der Finanzbranche nun ganz gezielt personell aufgestockt wird. Die nachstehende, selbstverständlich unvollständige Liste zeigt, wie manche Institute dabei vorgehen, und wo ihre Prioritäten liegen:

Barclays Capital

Das britische Unternehmen hat die Krise bestens überstanden und zählte in den letzten 18 Monaten zu jenen Banken, die am meisten Leute in Europa angestellt haben. Insbesondere ging es darum, die übernommenen Lehman-Einheiten zu integrieren. Das führte zu intensiven Personalwechseln. Nach wie vor sucht Barclays Capital M&A-Leute und Kapitalmarkt-Spezialisten.

Deutsche Bank

Der grösste deutsche Finanzkonzern sucht dieses Jahr dem Vernehmen nach mehr als 200 Analysten und Kaderleute auf der Funktionsstufe «Associate» und «Vice-President». Sie sollen die leitenden Leute unterstützen sowie die im vergangenen Jahr angeheuerten Top-Banker, namentlich in Frankreich, Italien sowie in Asien, verstärken. In der Schweiz könnte es namentlich im Investmentbanking zu weiteren Anstellungen kommen.

J.P. Morgan

Von allen grösseren Instituten scheint der amerikanische Konzern besonders zurückhaltend sein. In der Branche heisst es, dass die Bank, welche die Krise ausnehmend gut gemeistert hat, nur selektiv neue Leute wird anstellen. Demgegenüber dürften J.P.-Morgan-Leute von allen anderen Konkurrenten heftigst umworben werden. Das könnte dazu führen, dass manche Banker bei J.P. Morgan mit Sondervergütungen zum Bleiben bewegt werden.

Morgan Stanley

Der US-Konzern unter neuer Führung von James Gorman baute in den letzten Jahren massiv stellen ab und stockt nun aber wieder auf. Von angeblich neuen 400 Jobs sind offenbar drei Viertel bereits belegt worden. Der Rest soll mit Leuten in Europa und Asien ergänzt werden.

Nomura

In der jüngeren Vergangenheit galt der japanische Nomura-Konzern als unauffälliger Player. Seit der Übernahme von diversen Lehman-Brothers-Einheiten hat sich das Unternehmen in Rekordzeit zu einem der wichtigsten internationalen Akteure im Investmentbanking gemausert. In zahlreichen Rankings taucht der Name Nomura neuerdings ganz vorne auf. Trotz des Zustroms von Lehman-Brothers-Leuten hat der Konzern im letzten Jahr zahlreiche Top-Leute anwerben können und dabei zum Teil hohe Saläre angeboten, wie es in der Branche heisst. Vom Erfolg motiviert dürfte diese Entwicklung bei Nomura auch 2010 weitergehen.

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