Der Rückzug der Privatbank J. Safra Sarasin aus Deutschland hat für die dortigen Kunden harsche Konsequenzen. Das Verhalten passt allerdings schlecht zu den Gepflogenheiten im Private Banking.

Anfang März 2017 zog die Privatbank J. Safra Sarasin ihrem Deutschland-Geschäft definitiv den Stecker. Im Nachbarland, erkannte das schweizerisch-brasilianische Institut, fehle es an der kritischen Masse. Zuletzt verwaltete das Haus dort mit rund 80 Mitarbeitenden noch 1,5 Milliarden Euro an Kundengeldern, wie auch finews.ch berichtete. Ein ungünstiges Verhältnis.

Jetzt werden diese Kunden zum Ausgang gebeten – und zwar ziemlich unsanft, wie die deutsche Zeitung «Die Welt» kürzlich berichtete. Das Blatt zitierte dabei aus einem Brief, welcher der wohlhabenden Kundschaft zugestellt wurde und in deutlichen Worten ein Ultimatum stellt.

5000 Euro Abschlussgebühr

Wer sich bis Mitte Mai nicht bei der Bank meldet und erklärt, wohin sein Wertpapierdepot übertragen werden soll, dessen Aktien werden «ohne vorherige Ankündigung» entweder verkauft oder bei einem deutschen Gericht hinterlegt, so der «blaue Brief» an die Kunden.

Weiter wird darauf verwiesen, dass es nicht das Problem der Bank sei, sollten dadurch Verluste entstehen. Ausserdem werden säumige Klienten auch noch vom Geldhaus zur Kasse gebeten: Nach den üblichen Transaktionskosten falle auch noch eine «Abschlussgebühr» in Höhe von 5'000 Euro an, falls sie sich nicht bis zum 15. Mai meldeten, mahnt J. Safra Sarasin.

Das Institut wollte sich gegenüber der Zeitung nicht äussern.

Unpassend für die Branche

Der rüde Rausschmiss will nicht zu einer Branche passen, welche ihren schwerreichen Kunden für gewöhnlich in jeder erdenklichen Weise zu gefallen versucht. Aufmerken lässt zudem, dass keine Nachfolgelösung für die «Assets» bereitgestellt wurde.

Wie auch finews.ch berichtete, hat der ehemalige J. Safra-Sarasin-Deutschland-Manager Andreas Brandt mit der Firma Lunis dieser Tage einen neuen Vermögensverwalter im Nachbarland gegründet. Dieses Unternehmen dient wohl nicht nur als Auffangbecken für Sarasin-Banker, sondern auch für deren Kunden.

Offene Rechtshändel

Was mit der übrigen Belegschaft der Deutschland-Tochter geschieht, ist unklar. Laut Branchenkreisen könnte es diesbezüglich noch zu Forderungen oder gar Klagen gegen die Bank kommen.

In Deutschland ist die Privatbank schon in Rechtsstreitigkeiten verwickelt. Der Anfang April 2017 gestartete Prozess des deutschen Unternehmers Erwin Müller gegen J. Safra Sarasin rund um fragwürdige Steuerdeals könnte für die Schweizer Privatbank teuer werden.