Die Credit Suisse hat sich die Hilfe einer US-Softwarefirma geholt, um ihre Mitarbeiter zu überwachen. Doch das Machtnetz von Palantir reicht weit über die Schweizer Bank hinaus – bis ins Weisse Haus.
Justin Mikolay (Bild links) machte als Evangelist Karriere. Das heisst nicht, dass der 37 Jahre junge Amerikaner die Frohe Botschaft predigte. Sondern, dass er bei Politikern in Washington für seinen Arbeitgeber lobbyierte: Palantir, eine vom US-Geheimdienst CIA gesponserte Datenfirma aus dem Silicon Valley, die in den vergangenen Jahren einen kometenhaften Aufstieg hinlegte.
Mittlerweile hat sich Palantir auch im Swiss Banking einen Namen gemacht. Niemand geringeres als die Credit Suisse (CS) ist mit den US-Überwachungsspezialisten eine Zusammenarbeit eingegangen. Dazu haben die beiden Partner eigens eine Firma gegründet – das Startup Signac. Das Ziel des Joint-Ventures: Potenziell gefährlichen Mitarbeitern bei der CS frühzeitig auf die Schliche zu kommen.
Gehackte Schnüffler
Dazu verhelfen sollte eine Software, die bei Verdacht Warnsignale abgibt; nachdem diese Software innerhalb der CS-Investmentbank gute Resultate lieferte, beschlossen die Verantwortlichen Bank, sie auch im International Wealth Management einsetzen, wie finews.ch bereits vor einem Jahr berichtete.
Mit zwiespältigem Erfolg. Während die Software intern verdächtigen Bankern nachspürt, sorgte das 50-50-Jointventure zwischen dem Schweizer Institut und der geheimnisumwitterten Silicon-Valley-Firma wiederholt für unliebsame Schlagzeilen. So war von «Schnüffelsoftware» bei der CS die Rede, oder auch davon, dass eigens angeheuerte Hacker ins Palantir-System eingedrungen sind.
Nun kommt der Ruch der (zu) grossen Nähe zu US-Regierungskreisen dazu. Palantir-Lobbyist Mikolay wurde nämlich von Präsident Donald Trump zum persönlichen Berater von Verteidigungsminister James Mattis ernannt. Der Topjob im Pentagon gibt in Amerika viel zu reden, hat doch Palantir intensiv um einen lukrativen Auftrag für ein neues Nachrichtensystem für das US-Militär geworben, wie das Newsportal «Buzzfeed» kürzlich berichtete.
Peter Thiels feine Nase
Mikolay zählt zu den über 400 Ernennungen, die Trump seit seinem Amtsantritt in den verschiedenen Ministerien vorgenommen hat. Doch er ist nicht der einzige Palantir-Vetreter mit heissem Draht zum US-Präsidenten.
Die Rede ist von Peter Thiel, der als Investor des Online-Bezahldienstes Paypal und der Social-Media-Plattform Facebook Berühmtheit erlangte. Thiel zählte – anders als die meisten Tech-Grössen in den USA – zu den dezidierten Unterstützern der Trump-Kandidatur. Mit dem Sieg des Aussenseiters bewies er einmal mehr eine feine Nase für Gewinner – und hat sich selber als Technologie-Berater des Präsidenten Einfluss im Weissen Haus gesichert.
Fast so wertvoll wie die CS
Das nützt der Firma Palantir, die Thiel mitgründete. Schon unter Ex-Präsident Barack Obama waren die Beziehungen von Palantir zu staatlichen Behörden ausgezeichnet. So erhielt das Softwarehaus früh Geld von In-Q-Tel, dem Investmentarm der CIA.
Seither ist Palantir, benannt nach magischen Kristallkugeln in der Fantasy-Trilogie «Herr der Ringe», nicht aufzuhalten. Zu den Firmenkunden zählen nebst der CS auch die Deutsche Bank, der französische Versicherer Axa, der britische Ölmulti BP oder der europäische Flugzeugbauer Airbus. Der Wert der Daten-Spezialistin wird mittlerweile auf 20 Milliarden Dollar geschätzt – fast so viel wie die Börsenbewertung der Signac-Partnerin CS.