Nach der Pleite des US-Energiekonzerns Enron geriet die UBS ins Visier erboster Anleger. Mehr als ein Jahrzehnt später wird klar: Eine Sammelklage gegen die Grossbank ist nicht zulässig.
Ein Gericht in Texas hat am Dienstag eine Sammelklage gegen die UBS im Zusammenhang mit der Pleite es amerikanischen Energiekonzerns Enron abgelehnt. Die Kläger hatten der Grossbank vorgeworfen, sie habe Anleger nicht davor gewarnt, dass Enron-Wertpapiere abstürzen würden, wie die auf Justizfälle spezialisierte Nachrichtenseite «Law360» (Artikel bezahlpflichtig) schreibt.
Damit ist ein über 15 Jahre dauernder und zäher Rechtsstreit für die UBS wohl beendet. Die zuständige Richterin war der Meinung, die UBS sei nicht dafür verantwortlich zu machen, dass die Enron-Anleger ihr Geld verloren hätten. Der UBS und ihrem damaligen Broker-Arm PaineWebber war auch vorgeworfen worden, sie habe Kenntnisse über die betrügerischen Vorgänge bei Enron gehabt.
«Strong Buy» kurz vor der Pleite
Die Sammelklage hatten Anleger und ehemalige Enron-Angestellte im August 2002 eingereicht, knapp ein Jahr nach der Pleite. Die UBS hatte noch vier Tage, bevor der Konzern Konkurs anmelden musste, ein «Strong Buy»-Rating für die Enron-Aktie laufen. Zudem soll die UBS ihre Broker angewiesen haben, ihren Kunden und Enron-Anlegern keine Diversifikation zu empfehlen.
Der Fall Enron gilt als der grösste Buchhaltungs-Skandal der Wirtschaftsgeschichte. Das Management des texanischen Energiekonzerns hat systematisch Umsatz- und Ertragszahlen gefälscht. Im Dezember 2001 platzte der Skandal. Enron meldete Konkurs an.
Bekanntheit hat auch der UBS-Broker Chung Wu erlangt. Wu hatte am 21. August in einer Kunden-Mail gewarnt, die Enron-Aktie, die im laufenden Jahr bereits die Hälfte ihres Werts eingebüsst hatte, werde weiter fallen. «Ich rate ihnen, in dieser Situation zu verkaufen», hatte Wu geschrieben.
Verschiedene Versionen
Nur wenige Stunden später war er entlassen. Die UBS schrieb eine neue Mail an die Kunden: «Die Empfehlung von Herrn Wu steht im Widerspruch zur gegenwärtigen Empfehlung von UBS PaineWebber zur Enron-Aktie.»
Die Versionen über den Entlassungsgrund sind unterschiedlich. Laut UBS hatte Wu gegen eine interne Regel verstossen, indem er mehr als zehn Kunden ohne die Erlaubnis seines Vorgesetzten kontaktiert hatte.
Extrem unangenehm
Wu sagte, die UBS habe ihn auf Druck von Enron gefeuert. Tatsächlich tauchte während der Untersuchungen des Enron-Skandals eine ebenfalls am 21. August 2001 verschickte Mail eines für Aktien- und Optionenpläne verantwortlichen Enron-Chefs an PaineWebber auf. Darin forderte dieser die Bankmanager auf, sich «um die Situation zu kümmern». Sie sei extrem unangenehm für ihn. Kurz nach dieser Mail stand Wu auf der Strasse.
Über die Verbandelungen zwischen UBS und Enron ist seither viel spekuliert worden. Tatsächlich kaufte die Schweizer Grossbank kurz nach dem Zusammenbruch des Energiekonzerns dessen Handelsabteilung und übernahm über 650 Mitarbeiter. Der Energiehandel war die Hauptertragsquelle von Enron gewesen.
Weniger als ein Jahr später gab die UBS den Energiehandel wieder auf. Den Standort im texanischen Houston dampfte die Bank ein, rund 70 Händler erhielten einen neuen Job in Stamford, im US-Bundessstaat Connecticut, wo die UBS einen riesigen Handelsraum aufbaute.