Die UBS wächst in der Vermögensverwaltung aus eigener Kraft – nur sehr selten tätigt die Schweizer Grossbank eine Übernahme. In Frankreich bahnt sich nun offenbar eine Ausnahme von der Regel an.
Die eine ist ein Vermögensverwaltungs-Koloss, die andere eine kleine Privatbank: so gesehen geben die UBS Frankreich und die Banque Leonardo ein ungleiches Paar ab.
Doch ein Paar wollen sie offenbar werden, wie das französische Blatt «Les Echos» berichtete. So sollen die Frankreich-Tochter der Schweizer Grossbank und die Banque Leonardo, die der Milaneser Finanzgruppe Leonardo gehört, die Gründung einer neuen Gesellschaft vereinbart haben.
Financier als Strippenzieher
Diese wird laut dem Bericht einerseits die Family-Office-Dienste der Banque Leonardo umfassen, anderseits aktiv verwaltete Vermögen der UBS-Tochter, wie es weiter hiess. Die Private-Banking-Operationen der Banque Leonardo sollen hingegen direkt in die UBS Frankreich integriert werden.
Die UBS werde sich zu mindestens 51 Prozent an der neuen Gesellschaft beteiligen, so das Blatt. Allerdings seien die Dinge noch im Fluss, berichteten Insider.
Ziemlich sicher ist hingegen, dass an der Spitze des Joint-Ventures Michel Cicurel steht. Der einflussreiche französische Financier und Banque-Leonardo-Präsident ist schon seit Monaten auf der Suche nach einem Partner für das Institut, welches mit verwalteten Vermögen von rund 2 Milliarden Euro die kritische Grösse sucht.
Willkommen in La Maison
Beim britischen Vermögensverwalter Schroders hat Cicurel bereits angeklopft, ebenfalls bei der belgischen Privatbank Degroof Petercam. Ohne Erfolg. Nun schmiedet er eine Allianz mit der grössten Schweizer Bank.
Ein enge Beziehung zu Cicurel dürfte dabei auch für die UBS interessant sein. Denn Cicurel ist Gründer des Milliardärs-Clubs La Maison, bei dem Grössen wie Xavier Niel (Monaco Telecom, Salt Schweiz), die Industriellen-Familie Dassault oder Michel David-Weill (Eurazeo) mit von der Partie sind. Zum Aktionariat der Leonardo-Gruppe zählt wiederum die Beteiligungsfirma Exor, hinter welcher die Familie Agnelli steht.
Jakob Stott will zukaufen
Dieses erstklassige Netztwerk könnte mit ein Grund gewesen sein, warum die Schweizer nun eine ihrer raren Beteiligungen eingehen könnten. Zudem zeichnet sich ein Gesinnungswechsel ab: Wealth-Management-Europa-Chef Jakob Stott sagte bereits letzten März, dass die UBS auf dem Kontinent verstärkt Private-Banking-Aktivitäten aufkaufen könnte.
Als Letztes hatte die Grossbank Ende 2015 das Vermögensverwaltungs-Geschäft der spanischen Konkurrentin Santander in Italien übernommen.
Die 2005 gegründete Banca Leonardo plante nicht nur in Frankreich, sondern auch in Italien und der Schweiz einiges Wachstum – hierzulande war die Bank unter dem ehemaligen CEO Ronald Sauser vor allem im Investmentbanking aufgefallen.