Im Schweizer Private Banking tut man sich schwer mit der Fintech-Welle. Und manchem Institut droht, von der Entwicklung abgehängt zu werden. Wie es anders geht, zeigt eine kleine Privatbank in Hamburg.

Ungewöhnlich ist die Sutor Bank schon von der Philosophie her: Sie nennt sich «Privatbank für alle». Und das wird umgesetzt: Im Rahmen seiner «demokratisierten Vermögensverwaltung» bietet das Hamburger Traditionshaus fondsbasierte Leistungen bereits ab monatlichen Einzahlungen von 34 Euro an. Kapitalaufbau gibt es ab 50, Vermögensverwaltung ab 100 Euro.

Und die unabhängige und inhabergeführte Bank läuft nicht nur gut, sie gilt gemäss verschiedenen Bankentests auch als eine der besten Vermögensverwalterinnen Deutschlands.

Anders Denken

Andere Denkansätze und ein offener Blick auf zukünftige Trends und Entwicklungen scheinen bei der Sutor mit zur Philosophie zu gehören. Das Haus ist eines der ersten Deutschlands, welches auf ETF-Lösungen gesetzt hat – und ist ein Pionier in der Digitalisierung ihres Geschäftsmodells.

Fintech und die jungen ehrgeizigen Startups, die es darauf angelegt haben, den etablierten Banken Geschäfte abspenstig zu machen, gelten bei Sutor nicht als Feind. Die Bank setzt seit gut zwei Jahren voll auf die Karte Kooperation und hat dabei einen innovativen Weg gewählt.

Eine offene Plattform

Während sich andere Banken in Deutschland und in der Schweiz hauptsächlich auf die Rolle des Investors oder Inkubators konzentrieren, hat Sutor eine eigene Startup-Plattform gebaut.

Kern der Plattform ist eine selbst entwickelte Software, mit der sich die verschiedensten Geschäftsmodelle in den Bereichen Asset Management und Geldanlage entwickeln und realisieren lassen. Inzwischen hat Sutor die Schnittstellen auch zu seinem Core-Banking-System für Fintechs geöffnet.

Bereits die vierte Kooperation

Der Zweck: Fintech-Startups können alle abwicklungs- und bankspezifischen Prozesse Sutor überlassen und sich auf ihre eigene Entwicklung konzentrieren. Damit entfällt für Fintech auch der zähe und teure Bewilligungsprozess bei den Zulassungsbehörden. Drei Fintech-Kooperationen ist Sutor bislang eingegangen, mit fairr.de, Zinspilot und Finreach.

Am Freitag hat Sutor nun ihre vierte Kooperation bekannt gegeben: Die Bank arbeitet neu auch mit dem Berliner Robo-Advisor-Startup Growney zusammen. Die Premiere dabei ist, dass Growney der erste Partner ist, der die Partnerschnittstellen (API) zu der Sutor-Software tatsächlich nutzt.

Growney kann durch die Nutzung der API-Schnittstelle ihre eigenen Anlage-Portfolios anbieten, ohne über eine Banklizenz verfügen zu müssen.

Risiko übernehmen

Sutor ist damit rechtlich und technisch für das Growney-Angebot verantwortlich, führt die Depots und wickelt die Aufträge der Growney-Kunden ab. Die Geschäftsbeziehung geht aber deutlich tiefer: Sutor beteiligt sich über Beratungen an der weiteren Entwicklung der Geschäftsmodelle der Fintech-Startups – und trägt dabei auch unternehmerisches Risiko.

Denn nur im Erfolg eines Fintechs profitiert die Sutor Bank auch von den Erträgen. «Ähnlich wie Venture-Capital-Fonds gehen wir mit ins Startup-Risiko», wird Sutor-Geschäftsführer Robert Freitag in der Mitteilung zitiert.

Die kleine, 1921 gegründete Hamburger Privatbank macht demnach vor, was von vielen Experten und Marktbeobachtern als der Zukunftsweg von Banken und Fintechs beschrieben wird: Jenen der Kooperation, von der beiderlei gemäss ihren spezifischen Bedürfnissen profitieren können.