Dass man keine vertraulichen Kundendaten vom Arbeitsplatz bei der Bank an eine Privatadresse verschickt, sollte bekannt sein. Nicht so einem HSBC-Mitarbeiter in Paris – und er will es noch immer nicht einsehen.
2010 verschickte ein in Paris tätiger Händler der anglo-chinesischen Grossbank HSBC ein schicksalsschweres Mail. Ins Attachement hatte er eine 1’400-Seitige Liste mit den Aktientransaktionen seiner Abteilung eines ganzen Jahres kopiert. Samt Kundennamen und Konditionen.
Der Adressat war: er selber, respektive sein privates Konto beim Internet-Suchdienst Yahoo.
Boni eingefordert
Bald darauf erhielt der Banker nochmals Post – den blauen Brief von seiner Arbeitgeberin HSBC. Wie die Agentur «Bloomberg» berichtete, war deren Compliance-Spezialisten die Sendung nämlich aufgefallen. Sie verständigten die Polizei. Und wenig später stand der verblüffte Trader auf der Strasse, weil er «vertrauliche und für das Geschäft zentrale Daten» entwendet hatte, wie das Institut ihm vorwarf.
Indes, der Händler wollte das nicht einsehen. Noch mehr: er verklagte die Bank wegen ungerechtfertigter Kündigung und forderte ausstehende Boni und Vergütungen von nicht weniger als 2,6 Millionen Dollar zurück.
Denn schliesslich, so hielt seine Anwältin vor einem Pariser Gericht fest, habe er die Daten nie an Dritte ausgehändigt. Zudem sei die Datei so stark beschädigt gewesen, dass sie gar nicht verwendet hätte werden können. Das könne die Polizei bezeugen.
Wegen Umzug gemobbt?
Der Händler sieht sich vielmehr als Mobbing-Opfer. HSBC habe ihn schikaniert, weil er sich dagegen gewehrt hatte, im Rahmen einer Umstrukturierung von Paris nach London umzuziehen.
Die Bank, die auf potenzielle Datenlecks seit der Affäre um die «Falciani-Listen» und später die «Swiss Leaks» mehr als heikel reagiert, will von alledem nichts wissen. Auch die eingeklagten Boni hält sie für «absurd». Nach nur sechs Jahren im Dienst einer Bank könne niemand soviel Geld einfordern.