Nur gerade eine rein schweizerische Privatbank gehört zu den Top-Anbietern in Europa, wie ein Test-Ergebnis aus Deutschland zeigt. Das schlechte Abschneiden der Schweizer hat schon fast Tradition. Diesmal werden den hiesigen Instituten sogar Vorbehalte gegen Ausländer attestiert.
Das Schweizer Private Banking hat in den letzten Jahren kaum an Qualität gewonnen. Das ist das Verdikt aus dem Test des deutschen Verlages Fuchsbriefe, der alljährlich in Kooperation mit dem Institut Dr. Richter | IQF die besten Privatbanken im deutschsprachigen Raum kürt. Am (gestrigen) Montagabend wurden die diesjährigen Sieger in Berlin gekürt – und das Resultat für die Schweizer Anbieter ist ernüchternd.
Unter den sieben Top-Anbietern findet sich nur die Julius Bär als «reine» Schweizer Bank. Die DZ Privatbank (Schweiz) schaffte es auch unter die besten. Die höchste Punktzahl im Rating der Fuchsbriefe erzielte dieses Jahr der deutsche Ableger der schwedischen SEB Private Banking.
Top-Anbieter und empfohlene Privatbanken
Immerhin halten die Tester fest, dass die Schweizer Häuser in diesem Jahr einen besseren Gesamteindruck machten als in den meisten vorangegangenen Testjahren.
Die besten unter den Schweizer Privatbanken
Im Fazit heisst es dann aber, es fehle den Banken teilweise an der Bereitschaft, sich nicht von der ausländerkritischen Stimmung im Land mitreissen zu lassen. «Diese ist nicht nur in der breiten Bevölkerung, sondern auch in den Top-Etagen der Finanzhäuser zu spüren», so die Tester.
Erfolgreich trotz Ausländerfeindlichkeit?
Zu all den kritischen Noten, die in der Vergangenheit über das Schweizer Private Banking geäussert worden sind, ist diese hier ein Novum: Eine ablehnende Haltung gegenüber Ausländern. Der Eindruck, den die Tester offenbar gewonnen haben, ist doch sehr erstaunlich.
Erstens betreiben die Schweizer Privatbanken ihr Geschäft mit Ausländern seit Generationen sehr erfolgreich. Mit einer ausländerfeindlichen Haltung hätte es die Schweiz trotz Bankgeheimnis wohl nie zum bedeutendsten Private-Banking-Standort der Welt gebracht.
Zweitens ist der Anteil Ausländer, welcher in Schweizer Privatbanken arbeitet, nicht unbeträchtlich. Auch im Top-Management der grösseren Häuser sitzen zahlreiche Deutsche, Briten und Amerikaner. Insofern ist das Fuchsbriefe-Fazit sehr erstaunlich und müsste mit genaueren Fakten unterlegt werden.
Neues Testverfahren
Fuchsbriefe hat 2015 ein neues Testverfahren angewandt: 89 Banken, davon 21 aus der Schweiz, der Rest aus Deutschland Österreich, Liechtenstein und Luxemburg wurden zunächst in einem Beratungsgespräch getestet.
Folgenden «Fall» haben die Tester vorgegeben: Noch zu Lebzeiten sollte ein Erblasser 500'000 Euro als Schenkung übergeben. Die Banken sollten mit dem Geld eine Rendite erwirtschaften und über einen Anlagezeitraum von acht Jahren ausrechnen, welche Zahlungen noch notwendig würden, um den Zielbetrag von einer Million Euro zu erreichen.
In der Beratung schaffte nur rund ein Drittel der geprüften Banken den «Cut» – das heisst, sie konnten anschliessend auch in den übrigen Kategorien «Portfolioqualität», «Vermögensstrategie» und «Transparenz» geprüft werden.
Liechtensteiner besser als Schweizer
Nur diese Privatbanken empfehlen die Tester überhaupt. Schweizer Adressen sind auch hier spärlich zu finden: Die Credit Suisse etwa oder die Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz). Besser gefielen die Liechtensteiner Banken wie LGT, Volksbank Liechtenstein und die VP Bank.
In die Kategorie «Empfehlenswert» schaffte es auch die Zürcher Kantonalbank Österreich. Andere renommierte Schweizer Häuser wie Vontobel, J. Safra Sarasin oder die UBS sucht man in der Auswahl vergeblich.
Dass die Schweizer Privatbanken in den Fuchsbriefe-Tests eher schlecht abschneiden, hat Tradition. Ralf Vielhaber (Bild), Geschäftsführer des Verlags Fuchsbriefe, hatte in einem Interview mit finews.ch vor zwei Jahren gesagt, Schweizer Banker hätten sich jahrelang überschätzt und vom Sonderstatus des Standorts und vom Bankgeheimnis profitiert.
Ausserdem seien viele Banken «Transparenzmuffel» und seien sehr zurückhaltend bezüglich Angaben zu Kundenstruktur, Vermögensgrösse sowie Produkt und Gebührenpolitik. Im Fuchsbriefe-Test ist die «Transparenz» eines der fünf Kriterien.