Nicht lange ist es her, als Bundesrat Hans-Rudolf Merz noch erklärte, das Bankgeheimnis sei nicht verhandelbar – und dass das Ausland sich die Zähne daran ausbeissen werde. Jetzt machen selbst Hardliner Witze darüber und geben sich überraschend selbstironisch. Wächst so ein neues Selbstverständnis heran?

Die neue SVP-Wahlkampagne «Welcome to SVP» in Anlehnung an DJ Antoine’s Superhit «Welcome to St. Tropez» hat es in sich; nicht nur, weil sich darin die Nomenklatura der Partei in gänzlich ungewohnten Situationen darstellt, sondern weil da auch ein neues Selbstverständnis in Sachen Swiss Banking zum Ausdruck kommt.

Konkret: Der langjährige Schweizer Banker Thomas Matter (Bild oben) lässt sich in einer Situation ablichten, wie sie bis vor wenigen Jahren schlicht undenkbar gewesen wäre: Er schaufelt Geld in eine Waschmaschine und bemüht so das zweifelsohne grösste Klischee im ganzen Swiss Banking – was denkt wohl das Ausland darüber?

Augenzwinkernder Abschied

Zugegeben, eine solche Aktion verlangt einiges an Chuzpe ab, zumal Matter selber zu den letzten Verfechtern der helvetischen Finanz-Hochburg gilt. So ist er Initiant der so genannten «Bankgeheimnis-Initiative» (Ja zum Schutz der Privatsphäre), die trotz ablehnender Haltung des Bundesrats und auch der Schweizerischen Bankiervereinigung sehr gute Chancen im Volk hat.

Thomas Matter 503

Gut möglich ebenfalls, dass das Swiss Banking mit dem Geldwäscher-Bild den viel zitierten Paradigmenwechsel vollzieht, frei nach der Maxime: Raus aus dem Réduit, rein in die neue Realität; ein Swiss Banking also auch, das mit einem Augenzwinkern der Welt weis macht, dass der Schweizer Finanzplatz bereits ein ganzes Stück weiter ist, als es die globale Öffentlichkeit gemeinhin wahrhaben will.

Und man hierzulande nach vollzogener Vergangenheitsbewältigung mittlerweile sogar Witze darüber machen kann – wobei die Schweiz mit dem Thema wohl noch eine Weile ihre liebe Mühe haben wird, wie es auch die jüngsten Ereignisse zeigen.