Die UBS steckte über 100 Millionen Franken in den Aufbau einer europäischen Kunden-Plattform, wie finews.ch berichtete. Fernziel: Eine Eurobank für das Wealth Management. Jetzt scheint der Zeitpunkt für die Gründung der «Eurobank» gekommen zu sein.
finews.ch stellte das UBS-Projekt einer paneuropäischen Kundenplattform bereits vergangenen Herbst vor. Diese wurde bereits in Deutschland aufgeschaltet und solle der UBS als Nukleus für weitere Innovationen dienen, hatte Projektleiter Andreas Przewloka damals gesagt.
Letztlich dürfte das Projekt, das in zwei Jahren rund 100 Millionen Franken an Investitionen verschlungen hatte, auf eine Art «Eurobank für das Wealth Management» hinauslaufen, hiess es damals weiter.
EZB hat Regulierung angepasst
Die UBS ist mit dieser Planung offenbar schon recht weit. Denn wie das deutsche «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) am Donnerstag schrieb, steht die UBS kurz vor der Gründung einer Bank, in der das ganze Vermögensverwaltungsgeschäft der UBS in Europa konzentriert würde.
Die Regulierungsbestimmungen hatte die EZB bereits vergangenes Jahr so vereinheitlicht, dass dieser Schritt nun vollzogen werden kann.
Aus Tochtergesellschaften werden Niederlassungen
Dank eines EU-Pass-Systems konnte eine Bank zwar schon seit längerer Zeit mit einer Volllizenz alle 28 Staaten plus die drei Länder des Europäischen Wirtschaftsraums bedienen. Aber jetzt sind die Bestimmungen soweit angepasst, dass dies mit einer Lizenz möglich wird.
«Die EZB-Regulierung hat uns die Hoffnung gegeben, dass sich die Märkte stärker harmonisieren», sagte ein Insider der Zeitung.
Im Gegenzug würde die Grossbank ihre Vollbank-Lizenzen in elf anderen EU-Ländern in den nächsten ein bis zu zwei Jahren aufgeben. Aus diesen Tochtergesellschaften würden dann Niederlassungen.
Diese Europa-Bank werde ihren Sitz voraussichtlich in Frankfurt haben, hiess es weiter. Gespräche mit der deutschen Finanzaufsicht Bafin seien schon weit gediehen. Im Rennen sei aber auch noch Luxemburg. Die UBS kommentierte den Bericht nicht.
Kosten senken und Wachstum anschieben
Doch bereits in der kommenden Woche soll laut dem Bericht eine Vorentscheidung für den Standort fallen. Grund für die Fokussierung sei in erster Linie das Ziel, die Kosten zu senken. Zudem erhoffe sich die UBS einen Wachstumsschub im Europa-Geschäft, das in den vergangenen Jahren von Geldabflüssen betroffen war.
Vorangetrieben werde das Projekt von Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner. Schweizer Banken sind in der EU nach wie vor benachteiligt, weil sie aus der Schweiz heraus keinen ungehinderten Marktzugang zu Kunden in Deutschland oder in Frankreich haben.
Die Vorteile betreffen auch die Kapitalstruktur der Bank: Allein der Eigenkapitalbedarf im Europageschäft der UBS dürfte um rund 10 Prozent oder bis zu 2 Milliarden Euro sinken, schätzen Analysten.
Kundenplattformen vereinheitlichen
Die Kostensenkungen würden vor allem in der IT anfallen. Denn aktuell betreibt die UBS allein in Europa an zwölf verschiedenen Standorten neun Buchungsplattformen mit sechs unterschiedlichen Software-Installationen. Dies ist teuer.
Vor diesem Hintergrund hatt die UBS im Verlauf der vergangenen zwei Jahre unter dem internen Namen CETUS ein Projekt aufgeleist, das mittelfristig zu einer international einheitlichen Kundenplattform führen soll.
Weitere Migrationen geplant
Der Pilot dafür wurde im vergangenen Herbst in Deutschland gestartet, wo die Schweizer Grossbank rund 1'200 Personen beschäftigt und schätzungsweise rund 30 Milliarden Franken an Kundengeldern verwaltet. Als Nächstes sollen Grossbritannien und Italien auf die neue Plattform überführt werden, wie es im «Handelsblatt» weiter heisst.
Das geplante Modell der UBS ist keine Revolution. Julius Bär hat bereits 2013 ihre Deutschland-Tochter in Julius Bär Europe AG umbenannt; sie dient als Plattform für das gesamte EU-Geschäft.
Auch Vontobel hat in München ihre Europa-Bank angesiedelt. Und Lombard Odier baut Luxemburg zum Hub für das Europa-Geschäft aus. Laut Hans-Ulrich Meister will auch die Credit Suisse ihre Buchungsplattformen in Europa reduzieren. Soweit wie die UBS und Julius Bär wolle die Credit Suisse aber nicht gehen, so der Private-Banking-Chef.