Vor kapp sechs Jahren leitete die Schweizer Bank eine Indien-Expansion ein, aber die Schwierigkeiten häuften sich. Jetzt lautet die Frage offenbar: Teilrückzug oder Totalrückzug?
Die UBS wolle ihre Banklizenz in Indien zurückgeben und ihre dortigen Ableger schliessen: Dies meldet «Reuters» unter Berufung auf eine «Quelle mit direktem Wissen zum Thema».
Betroffen sei das Fixed-Income, Kreditmarkt- und Devisengeschäft, nicht aber den ganzen M&A-Bereich der Investmentbank. Der Rück-Schritt in Indien wäre also vor allem Teil des bekannten Reduktions-Strategie im Investmentbanking.
«Kerngeschäft weiterführen»
Es fragt sich allerdings, wie die Weiterführung diverser M&A- und Wealth-Management-Geschäfte mit einer Rückgabe der Lizenz vereinbar wäre. Doch auch mehrere indische Medien (zum Beispiel hier, hier und hier) berichteten von einer geplanten Schliessung der Tochter in Indien und der Abgabe der Banklizenz. Die UBS ist bislang mit einer Niederlassung in Mumbai im Land vertreten.
Das «Wall Street Journal» wiederum meldet, auch das Vermögensverwaltungs- und Kommerzbank-Geschäft der UBS in Indien solle geschlossen werden. Die amerikanische Wirtschaftszeitung erinnerte dabei daran, dass erst gerade Morgan Stanley seinen Indien-Ableger verkauft habe.
Ein UBS-Sprecher in Hong Kong schränkte allerdings ein, dass man Indien treu bleiben wolle: «Wir werden unser Kerngeschäft im Aktienmarkt und Investmentbanking weiterführen.»
Offshore-Leaks-Opfer
Die Informationen sind also ziemlich widersprüchlich. Im November hatte die UBS mit Oscar Balcon einen neuen Indien-Chef ernannt und bei dieser Gelegenheit betont, dass man im Grossreich ausbauen wolle: Die UBS strebe an, der führende Wealth-Management-Anbieter in Indien zu werden.
Eine Banklizenz in Indien besitzt die UBS seit Februar 2008; in der (in Indien ebenfalls laufenden) Debatte um Schwarz- und Steuerfluchtgelder hatte der Supreme Court in einem aufsehenerregenden Stellungnahme im Sommer 2011 allerdings gefordert, dass die Regierung diesen Entscheid überprüfen müsse. Konsequenzen hatte dies freilich nicht.
Die Spekulationen über die UBS-Pläne in Indien werden womöglich auch angefeuert durch eine innerindische Diskussion über die Rolle der Bank im Offshore- und Steuervermeidungs-Business. «Offshore-Leaks»-Daten besagen offenbar, dass die UBS mehreren bekannten und vermögenden Indern dabei geholfen haben soll, Tarnkonstruktionen in der Karibik aufzubauen (siehe: «The UBS Link in Offshore Accounts», «Business Standard»).