Der im vergangenen Herbst angekündigte Umbau bei der Credit Suisse schreitet relativ zügig voran. Allerdings sind noch einige Hürden zu nehmen.
Die obersten Führungskräfte der Credit Suisse (CS) haben in den letzten Monaten nicht nur verschiedentlich über die Zusammenlegung von Private Banking und Asset Management orientiert, sondern sie haben auch klare Vorstellungen darüber, wie es in den nächsten Wochen weitergehen wird, wie Recherchen von finews.ch ergaben.
Dass es durch die Zusammenlegung der beiden Divisionen zu einer Reihe von Doppelspurigkeiten und einem weiteren Stellenabbau kommt, ist mittlerweile klar. Entsprechend herrscht denn auch eine beträchtliche Nervosität bei zahlreichen Mitarbeitern – verständlich, dass so auch Stimmen laut werden, die den Prozess höchst kritisch hinterfragen und dabei auch den angeblich stark zunehmenden Einfluss der angelsächsischen Führungsverantwortlichen beklagen.
Notorische Kritiker
Die Emotionen sind das eine. In der Praxis lässt sich die aktuelle Situation etwas differenzierter beurteilen. CS-intern teilt man das Personal in drei Gruppen auf: Rund 30 Prozent der Beschäftigten dürften zu den «First Movers» zählen, die den Veränderungen innerhalb der Bank durchaus positiv gegenüberstehen, weil sie darin auch Chancen für ihr berufliches Weiterkommen erkennen.
Gut die Hälfte der Mitarbeiter, so geht man CS-intern davon aus, wird die Reorganisation über sich ergehen lassen – wie schon frühere Restrukturierungen. Bei rund 20 Prozent der Beschäftigten jedoch besteht ein erheblicher Widerstand bezüglich der Integrationspläne. Aus diesem Lager stammen denn auch jene Kritiker, die sich notorisch in Online-Medien oder Foren zu Wort melden.
Stellenabbau im 2. Quartal
Neben dem Wandel im Job, der zahlreichen Mitarbeitern zu schaffen macht, sorgt vor allem der weitere Stellenabbau für Besorgnis, der auf Grund der entstehenden Redundanzen noch ansteht. Wie Recherchen von finews.ch ergaben, sollen bis Ende April 2013 die organisatorischen und prozessualen Änderungen und Doppelspurigkeiten identifiziert sein. Bis Ende Juni 2013 werden dann die daraus beschlossenen Massnahmen umgesetzt werden, wie von mehreren Personen, die mit der Sache vertraut sind, zu erfahren war.
Entgegen der oft gehörten Behauptung, der ganze Umbau erfolge unter einer rein angelsächsischen Ägide, deuten doch einige Hinweise darauf, dass das Gros der Entscheide durchaus in der Schweiz gefällt wird und auch einige Schweizer Vertreter an den Schaltstellen stehen.
Neue Verantwortlichkeiten
Mit der Ernennung von Yves-Alain Sommerhalder (Bild) zum Leiter der Wertschriften-Handelsplattform im Zürcher Uetlihof steht beispielsweise nicht nur ein Schweizer in einer überaus wichtigen Position, sondern auch eine Person, die Hans-Ulrich Meister sehr nahe steht, der innerhalb des CS-Universums für einen grossen Teil der Reorganisation verantwortlich ist.
Sommerhalder, altersmässig zwar noch keine 40, arbeitet allerdings schon mehr als zehn Jahre bei der Credit Suisse und sammelte zuletzt Erfahrungen in der Betreuung vermögender Privatkunden in Asien. Auf Grund dieses Backgrounds verfügt er auch über einen engen Draht zu Rolf Bögli, der unter anderem für diese Klientel hierzulande zuständig ist.
Bekannter Name
Mit Iqbal Khan hat die Credit Suisse unlängst einen weiteren Schweizer für eine Schaltstelle nominiert, wie auch finews.ch meldete. Der in der Branche weitum bekannte bisherige Ernst-&-Young-Berater mit umfassenden Fachkenntnissen im Banking zeichnet ab Juni 2013 als Finanzchef für die Division Private Banking & Wealth Management verantwortlich.
In dieser Rolle wird Khan an beide Bereichsleiter, Hans-Ulrich Meister und Robert Shafir, rapportieren. Zudem wird er an den Gruppen-Finanzchef David Mathers berichten.
Ernennung eines Chief Investment Officers geplant
Wie weitere Recherchen von finews.ch ergaben, wird in den nächsten Wochen auch noch ein Chief Investment Officer für den neuen Bereich Private Banking & Wealth Management ernannt werden. Er wird ebenfalls nicht aus dem angelsächsischen Lager stammen. Er soll den verschiedenen Analyse- und Beratungs-Abteilungen vorstehen und massgeblich für die weitere Ausrichtung der Investment-Strategie zuständig sein.
Last but not least erfolgt die Reorganisation innerhalb der Credit Suisse tatsächlich auch unter der Ägide von Beratern von McKinsey. Allerdings sind es keine US-Restrukturierer, die aus London oder New York einfliegen, sondern Schweizer Vertreter unter der Führung der beiden langjährigen und bewährten Bankenkenner Christian Casal und Felix Wenger, die am Umbau mitarbeiten.
Mehrjährige Transformation
Die Veränderungen, die in diesem Jahr bei der Credit Suisse eingeleitet werden, dürften sich noch über einige Jahre hinziehen, bevor die neue Struktur fertigestellt ist und vollumfänglich zum Tragen kommt. Dies machen die CS-Verantwortlichen bei jeder Gelegeheit klar. So gesehen dürften laufend wieder neue Unsicherheiten auftauchen.
Unklar bleibt aber auch, wie sich das Branchenumfeld verändert, und wie sich der Schweizer Finanzplatz im internationalen Kontext künftig positionieren wird.