Was sagt ein Name aus? Ich wünschte, ich hätte meine Eltern gefragt, wie sie auf meinen Namen gekommen sind, denn ich war noch nie wirklich ein guter «Bill». Das heisst nicht, dass ich mich in meiner Haut nicht wohlfühlen würde – meistens tue ich das –, doch mein Name war mir schon immer ein wenig unangenehm, schreibt Bill Gross.
Vielleicht ist dies genetisch bedingt: Das Unbehagen gegenüber dem eigenen Namen scheint bei uns in der Familie zu liegen. Wer könnte meinem Vater schon Vorwürfe machen, dass er den Namen Sewell Gross IV. ablehnte und stattdessen auf «Dutch» bestand?
Das muss man sich mal vorstellen: eine Namenstyrannei vier aufeinanderfolgender Sewells! Nun, sie endete mit Dutch. Dann war da noch mein Bruder Craig, der den Namen Chip vorzog, und meine Schwester Lynn, die ihren Namen im Alter von 50 Jahren auf Lyn änderte.
Wenigstens bestand dabei nicht die Gefahr, sie mit dem falschen Namen anzusprechen, bei Geburtstagskarten trat ich jedoch öfters ins Fettnäpfchen. In jedem Fall scheinen wir in der Familie Gross unsere Namen nicht zu mögen.
Durch meine Kinder hatte ich dann schliesslich die Gelegenheit, dem Ganzen ein Ende zu setzen oder zumindest jene Gene zu mutieren, die verantwortlich für die Ablehnung der eigenen Vornamen waren – Namen, die den Eltern zwar als angemessen erscheinen mögen, nicht jedoch der Nachkommenschaft der Familie Gross. Meinen ersten Versuch, den Bann zu brechen, unternahm ich bei meinem erstgeborenen Sohn Jeff.
Der Name gefiel mir. Er war kurz, männlich und ausserdem der Vorname eines Basketballstars von der Duke University in Durham, North Carolina, aus den sechziger Jahren.
Ich wäre bestimmt ein besserer Jeff als ein Bill gewesen. Als Nächstes kam Jennifer, deren Namen wir in Anlehnung an einen Nummer- 1-Hit des britischen Musikers Donovan wählten. Und schliesslich war Nick an der Reihe. Ursprünglich war Nick der favorisierte Name meiner Frau Sue, ich gab aber gerne nach. Wer könnte diesen Namen schon nicht mögen? Man denke nur an die TV-Serie «Saint Nick» oder die Redewendung «just in the Nick of time» (Deutsch etwa: «gerade noch rechtzeitig»). Ich wäre bestimmt ein guter Nick gewesen.
Alles äusserst merkwürdig
Im Alter von 68 Jahren sind mir die Möglichkeiten zur Namensgebung inzwischen jedoch ausgegangen. Aus diesem Grund habe ich begonnen, meinen Nachnamen zu analysieren. So gibt es Smiths, deren Name offensichtlich auf ein handwerkliches Gewerbe zurückgeht, und Johnsons, die die Söhne von John sind. Aber Gross? Was ist ein Gross? Wie es scheint, entspricht das englische «Gross» zwölf Dutzend oder 144. Mit Zahlen habe ich es zwar nicht so, aber die Häufigkeit, mit der diese Nummer in meinem Leben auftaucht, ist mehr als unheimlich.
Meine erste eigene Wohnung war in 14401 La Chiquita, und die vergangenen 25 Jahre lautete meine Adresse 144 Pelican. Geboren wurde ich im Jahr 1944, wobei die 144 in diesem Fall nur durch die Ziffer für das entsprechende Jahrhundert unterbrochen wird. Und obwohl mein Geburtstag nicht auf den 14.4., sondern auf den 13.4. fällt, erzählte mir meine Mutter gerne – wie Mütter eben nun mal sind –, dass ich um 21:36 Uhr geboren wurde. Erst kürzlich habe ich berechnet, dass dieser Zeitpunkt exakt 144 Minuten von dem Geburtsdatum 14.4.'44 entfernt ist. Äusserst merkwürdig.
Lästige Broschüren
Auf Deutsch ist «Gross» (beziehungsweise «gross») bekanntlich das Gegenteil von «klein» und wird in diesem Sinne auch im Englischen verwendet, ergänzt um ein E am Ende, wie zum Beispiel im Fall von Grosse Point, Michigan. Keinen dieser Zusammenhänge nehme ich als störend wahr, ebenso wenig wie den Ausdruck «how gross» (etwa: «wie widerlich»).
Darauf habe ich stets mit einem Schulterzucken reagiert und mir gesagt, dass ich mich eben damit abfinden muss. Was mich an der ganzen Sache jedoch wirklich stört, sind die Werbebroschüren von jüdischen Mausoleen, die regelmässig in meinem Briefkasten landen. Es scheint, als gehöre die Hälfte aller Grossens in der Welt dem christlichen und die andere Hälfte dem jüdischen Glauben an. Während es den Christen gleichgültig zu sein scheint, was mit mir im Jenseits geschieht, lässt sich dies von den Anhängern des jüdischen Glaubens nicht behaupten. Auch wenn ich ihnen dafür dankbar bin, würde ich es dennoch vorziehen, nicht kontinuierlich an das mir bevorstehende Schicksal erinnert zu werden – im Alter von 68 Jahren wünsche ich mir also, kein Gross zu sein. Kein Bill und eben auch kein Gross. Was sagt ein Name schon aus?
7 Prozent Rendite sind nicht in Reichweite
Als der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg der Hauptstadt seines Bundesstaats im Februar einen Besuch abstattete, um an einer Konferenz über die Pensionskassen teilzunehmen, erklärte er einem der Abgeordneten: «Wenn ich Ihnen einen finanziellen Rat geben darf, so ist es der folgende: Bietet jemand eine Garantie für einen lebenslangen Ertrag auf eine Kapitalanlage in Höhe von 7 Prozent, so sollte man sein Kapital entsprechend anlegen und sich vergewissern, dass sein Nachname nicht Madoff ist.»
Wie es scheint, sind Namen also auch anderen Personen ausserhalb der Familie Gross wichtig. Demnach sollte ich eine Änderung meines Vornamens «Bill» und selbst meines Nachnamens «Gross» wohl besser unterlassen – allein schon aus dem Grund, dass ich nicht Madoff heisse. Was den Ertrag von 7 Prozent angeht, wage ich zu bezweifeln, dass eine derartige Performance in der heutigen Ära der Neuen Normalität möglich ist, in der die Anleihen- sowie die Aktienmärkte durch negative reale Renditen auf Staatsanleihen und die damit verbundene finanzielle Repression gekennzeichnet sind.
Neben der Ertragserwartung von 7 Prozent – die von vielen Pensionsfonds und Managern künftiger Verbindlichkeiten als absolutes Minimum vorausgesetzt wird – gab es an der Aussage des Bürgermeisters jedoch noch einen weiteren Punkt, der mich stutzig machte: Die Auffassung, dass eine Garantie der Erträge globaler Kapitalanlagen möglich sei.
Drastische Zahlungsausfälle
Selbst unter der Annahme, dass Finanzbetrüger wie Bernard Madoff und seinesgleichen sich nun hinter Schloss und Riegel befinden, haben die jüngsten Ereignisse gezeigt, dass neben den Banken und den Versicherungsunternehmen mit ihren als sicher geltenden Erträgen nun auch souveräne Staaten nicht mehr notwendigerweise in der Lage sind, eine Rückzahlung des Anlagekapitals zu gewährleisten, geschweige denn eine Kapitalrendite, die nominal betrachtet auch nur in die Nähe der 7 Prozent kommt.
Welche Lektion können wir aus Griechenland lernen, wenn nicht die, dass es bei sämtlichen Geldern, Krediten und Finanzanlagen, die auf einer fortlaufenden Kreditexpansion aufbauen, von Zeit zu Zeit zu plötzlichen und drastischen Zahlungsausfällen anstelle sanfter Korrekturen kommen kann? 7 Prozent?
Investoren, die griechische, spanische oder nahezu sämtliche andere, nicht-deutsche Euroland-Anleihen halten, würden sich mit einem wesentlich geringeren Prozentsatz zufrieden geben. Wie es Will Rogers während der dreissiger Jahre beschrieb, sorgen sie sich mehr um die Rückzahlung ihres Kapitals als um dessen Ertrag. Kapitalanleger, die globale Investitionen im Umfang mehrerer Billionen Dollar, Euro und Yen getätigt haben, würden sich mit eben dem bescheiden, wenn sie im Gegenzug nur den Nennwert ihrer früheren Investitionen zurückfordern und ihr Geld dann stillschweigend unter der Matratze verwahren könnten.
Eine Schuldenkrise kann nicht durch mehr Schulden gelöst werden
Globale Anleger, die an den zyklischen Trends der Vergangenheit festhalten und die langfristige Dynamik des Schuldenabbaus nicht erkennen, begreifen nicht, dass es in der Vergangenheit nicht nur mehrere Jahre, sondern mehrere Jahrzehnte dauerte, bis es im Anschluss an die schwerwiegenden Folgen einer zu exzessiven Verschuldung und deren desaströser Auswirkungen auf die als unbegrenzt geltende Lebensdauer der Kapitalismus-Wohlstandsmaschine zu einer erneuten Normalisierung der Volkswirtschaften und ihrer Finanzmärkte kam.
Lässt sich eine Schuldenkrise durch eine zusätzliche Schuldenaufnahme beseitigen? Die Antwort ist Ja – sofern der anfängliche Schuldenstand eines Landes vertretbar ist und dessen Zentralbank in der Lage ist, den heiklen Tanz zwischen Schuldnern und Gläubigern stets aufs Neue zu unterstützen – einen Tanz, bei dem beide Seiten das Gefühl haben, in Anbetracht der eingegangenen Risiken, der entsprechenden Gegenleistung und der Verfügbarkeit ihrer finanziellen Mittel zu einem künftigen gegenüber dem jetzigen Zeitpunkt ein gutes Geschäft eingegangen zu sein.
Kommt es jedoch zu Ungleichgewichten zwischen dem Schuldenniveau und dessen Anteil am BIP, zwischen den Schuldendienstzahlungen und deren Anteil an den Staatseinnahmen oder in Hinblick auf die Angemessenheit der Laufzeitenstrukturen (lang- respektive kurzfristig) in den Bilanzen der Kreditnehmer sowie der Kreditgeber, könnte der gut geölte Motor des Kapitalismus zum Stottern kommen und in einigen Fällen – wie bei Griechenland – sogar zum Stillstand.
Verschiebung der Schulden
Unter derartigen Bedingungen lässt sich eine Schuldenkrise nicht anhand einer zusätzlichen Schuldenaufnahme beseitigen – ganz gleich, ob diese anhand der quantitativen Lockerkungsprogramme in den USA erfolgt, anhand der langfristigen Refinanzierungsgeschäfte durch die Europäische Zentralbank (EZB) oder anhand der impliziten Schutzmechanismen, die durch die Eurobonds, den Euro-Rettungsmechanismus ESM, den IWF oder durch jegliche andere, als zahlungsfähig geltende Institution geschaffen wurden oder geschaffen werden sollen.
Fest steht, dass die derzeitige globale Schuldenlast durch die Zinssätze nahe der Nullgrenze nur eine geringfügige Erleichterung erfährt. Abgesehen von der Involvierung des Privatsektors in Griechenland oder den geringfügigen Rückzahlungsbeträgen privater Hypothekenschulden in den USA kam es seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers zu keiner nennenswerten Reduzierung der globalen Schuldenlast; sie wurde lediglich von einer Bilanz auf eine andere übertragen. So haben US-Banken, Versicherungsunternehmen und Investmentfonds ihre «Schwarzen Peter» unter den europäischen Staatstiteln auf die EZB oder auf spanische und italienische Banken übertragen und somit letztlich auf den deutschen Kern der Euro-Zone.
Ist es von Bedeutung, dass sich Griechenland für eine Beibehaltung des Euro entschliesst, dass die südlichen Peripheriestaaten zunehmende Sparmassnahmen umsetzen oder dass die USA im November zwischen einer demokratischen und einer republikanischen Regierung wählen? In diesem Zusammenhang spielt das reale Wachstum nur eine geringe Rolle. Eine authentische Schuldenkrise – wie die Schuldenkrise, in der sich die Welt derzeit befindet – lässt sich letztlich nur auf zwei Arten lösen: 1.) durch eine Insolvenz oder 2.) durch das Drucken zusätzlichen Geldes und eine Beseitigung der Krise mithilfe der Inflation.
Sowohl die erste als auch die zweite Lösung stellen Gift für die Anleihen- und Aktieninhaber dar. Aus diesem Grund sind Erträge von 7 Prozent so skurril – mit oder ohne Garantie.
Renditen von 0 Prozent
Auf der Suche nach diesen mythischen Erträgen haben die Anleger ihre Anleihen- und Aktienfonds in Länder umgeschichtet, die wir bei PIMCO als «die saubersten unter den schmutzigen Hemden» bezeichnen. Da die Anleger trotz der Renditen, die (zufälligerweise) bei 7 Prozent liegen, nicht bereit sind, die Risiken von Staatsanleihen der südlichen Euroland-Staaten Portugal, Irland, Griechenland und Spanien in Kauf zu nehmen, bevorzugen sie zweijährige deutsche Schatzanleihen mit Renditen von 0 Prozent oder fast ebenso lächerliche inflationsgebundene britische Anleihen mit Laufzeiten von 30 Jahren und Renditen, die ebenfalls bei 0 Prozent liegen.
Dabei sind sie der Auffassung, zumindest eine «Garantie» für die Rückzahlung ihres Anlagekapitals zu erhalten. Im Fall der britischen Staatstitel erhalten sie letztlich jedoch eine Garantie für Renditen, die über einen Zeitraum von 30 Jahren hinweg auf gleicher Höhe oder unterhalb ihrer künftigen Kaufkraft liegen. Der New Yorker Bürgermeister scheint also vor der Wahl zwischen zwei gleichermaßen unvorteilhaften Optionen zu stehen: Renditen von 7 Prozent durch eine Investition in überschuldete und dreckverschmierte spanische Polohemden oder Renditen von 0 Prozent durch eine Investition in gebleichte, aber dennoch schmutzige Imitate.
Ebenso wie alle anderen Anleger muss auch Michael Bloomberg entscheiden, um es mit den Worten Shakespeares auszudrücken, ob «Was uns Rose heisst, wie es auch hiesse, lieblich duften würde». Ist ein sauberes schmutziges Hemd nur eine andere Bezeichnung für ein schmutziges Hemd? Und wenn dem nicht so ist: Kann es inmitten einer globalen Schuldenkrise überhaupt so etwas wie saubere dreckige Hemden geben, die Renditen an der Grenze zu null rechtfertigen? Diese Hemden dürften ein wenig eng geschnitten sein.
Ist das US-Hemd wirklich sauber?
Als Beobachter muss man sich sicherlich eingestehen, dass einige Länder besser dastehen als andere – wie es auch die Ratingagenturen bezeugen. Jene Länder, deren anfängliche Schuldenstände ihre historischen Niveaus nicht überschreiten, die Schuldtitel in der eigenen Landeswährung drucken und begeben können, die tragfähige Leistungsbilanzen vorweisen, die die Unantastbarkeit der Eigentumsrechte hervorheben, die auf der globalen militärischen Bühne eine dominante Rolle einnehmen, die Investitionen in Innovation und Bildung tätigen, die ... – ich könnte die Aufzählung unbegrenzt fortsetzen.
Viele der erwähnten Bedingungen leiten die Anleger letztlich zu dem ultimativen sicheren Hafen, dem saubersten unter den schmutzigen Hemden, dem Champion der Champions, der Rose aller Rosen – den Vereinigten Staaten von Amerika. Diese Tatsache möchte ich nicht bestreiten, die Entwicklungen am Markt haben sie bestätigt, und meine persönlichen Erfahrungen im Jahr 2011 dienen ihr ebenfalls als Beleg.
Während einer Schuldenkrise sollte man den US-amerikanischen Staat nicht untergewichten. Kapital, das auf der Suche nach einem sicheren Hafen ist, wird diesen in den unergründlichen und liquiden (nahezu mit Aaa bewerteten) Anleihen- und Aktienmärkten der USA finden.
Dreckiges Hemd
Dennoch ist es denkbar, dass der durch sein sauberstes dreckiges Hemd geschmückte König eines Tages das Gewand wechseln oder es vielleicht sogar ablegen muss, um zu offenbaren, dass er in Wirklichkeit keine Kleider besitzt – ebenso wie Griechenland und viele oder die meisten anderen Nationen auch. Das folgende Schaubild zeigt die Entwicklung der Schuldenquote in den USA, die bei einem Stand von nahezu 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) zwar auf kurze Sicht keine Gefahr birgt, bei einer Fortsetzung des Aufwärtstrends jedoch eine absolut lähmende Wirkung entfalten könnte.
Werden keine entsprechenden Massnahmen ergriffen, deuten die jährlichen Defizite von 7 bis 8 Prozent auf eine Erhöhung des Werts von 100 auf 125 Prozent innerhalb der kommenden fünf Jahre hin, obwohl diese Entwicklung durch eine Finanzierung der Defizite zu negativen realen Zinssätzen gedämpft wird. So überwältigend dieser Prozentsatz auch ist und so sehr er an Griechenland erinnert, reicht er noch nicht annähernd an den Wert der tatsächlichen Verbindlichkeiten der US- Regierung heran: Versprechen, die fast ebenso unantastbar sind wie die Zins- und Tilgungszahlungen 30-jähriger Staatspapiere.
Berechnet man die Verbindlichkeiten aus der gesetzlichen Rentenversicherung Social Security sowie aus den Krankenversicherungen Medicare und Medicaid anhand desselben Gegenwartswerts, auf dem die derzeitigen 15 Billionen US-Dollar an ausstehenden Staatsschulden basieren, belaufen sich diese gemäss der neutralen, unpolitischen Einschätzungen der künftigen Verbindlichkeiten durch das US Office of Management and Budget (OMB) insgesamt auf den vierfachen Wert dessen: 66 Billionen US-Dollar.
Darüber hinaus werden die ungedeckten Verbindlichkeiten der US-Bundesstaaten und kommunalen Gebietskörperschaften durch Studien auf einen zusätzlichen Betrag von 38 Billionen US-Dollar geschätzt.
Gigantische Anleihen
Der New Yorker Bürgermeister hatte nicht ganz unrecht, als er den Abgeordneten des Bundesstaats riet, nach Personen oder Unternehmen Ausschau zu halten, die eine Rendite von 7 Prozent versprechen und nicht den Namen Ponzi tragen. Dabei verschwieg er ihnen allerdings, dass die Präsidenten der USA – ehemalige, derzeitige sowie künftige – an der Spitze eines Finanzierungssystems stehen, das über ähnliche Eigenschaften verfügt.
So lassen sich die US-Bilanz und ihre 66 Billionen US-Dollar an Verbindlichkeiten als gigantische Pay-in-Kind-Anleihe (PIK) betrachten. Derartige PIKs sind am Markt für Unternehmensanleihen zu finden, werden durch den Markt in der Regel jedoch als Junk Bonds bewertet. Denn anstatt die entsprechenden laufenden Zinszahlungen zu leisten, verfügen ihre Emittenten über die option, künftig fällige Zahlungen anhand von zusätzlichen Anleihen zu begleichen. Genau darum handelt es sich bei den Verbindlichkeiten der Social Security in Höhe von 8 Billionen US-Dollar, bei den Verbindlichkeiten von Medicare in Höhe von 23 Billionen US-Dollar und insbesondere bei den Verbindlichkeiten von Medicaid in Höhe von 35 Billionen US-Dollar, wobei die Höhe der finanziellen Mittel im letztgenannten Fall jährlich neu beschlossen wird und somit als tatsächliche Staatsschuld getarnt ist.
Die Staatstitel der USA stellen eine gigantische Pay-in-Kind-Anleihe dar, die nur zum Teil beglichen werden kann – unter der Annahme einer Alten Normalität mit realen Wachstumsraten von 3 Prozent oder durch geldschöpfende Massnahmen der Federal Reserve, im Zuge derer anhand von Inflation eine Reduzierung der Schuldenlast und gleichzeitig eine Reduzierung des realen Kapitals der Anleihengläubiger herbeigeführt wird.
Darum US-Staatsanleihen im Portfolio
Basierend auf diesen Betrachtungen, Herr Bürgermeister, würde ich den Anlegern demnach den folgenden Rat geben: Auf dieser Welt gibt es nur wenige saubere schmutzige Hemden. An den Anlagemärkten kommt es auf das richtige Timing an, und gegenwärtig können die USA die saubersten Hemden vorweisen.
Aus diesem Grund hält PIMCO Staatsanleihen der USA in den Portfolios. Die derzeitigen Umstände können sich jedoch ändern. Eine blühende Rose verwelkt im Laufe der Zeit. Innerhalb von nur wenigen Jahren können ein guter Name beschmutzt und eine grosse Chance zur Änderung des fiskalpolitischen Kurses verpasst werden.
Diese Schuldenkrise sollte als globale und nicht als lokale Krise betrachtet werden, und die Anleger sollten erkennen, dass saubere schmutzige Hemden nicht ewig im Schrank liegen. Im Laufe der Zeit dürfte es zu Änderungen ihres Namens, ihres Ratings oder zumindest ihres Ansehens als Oberbekleidung für Banker und Manager kommen.