Der Bruch der Euro-Franken-Untergrenze von 1.20 Franken sei als «Anomalie» am Markt zu betrachten, rechtfertigt sich der SNB-Interimspräsident Thomas Jordan.

jordan_2Thomas Jordan (Bild) versuchte gleich zu Beginn des Mediengesprächs am Dienstag in Zürich zu betonen, dass Zweifel an der Entschlossenheit der SNB fehl am Platz seien: «Die Nationalbank ist weiterhin bereit, unbegrenzt Devisen zu kaufen», erklärte er.

Trotz der gestellten Offerten der Schweizerischen Nationalbank (SNB), bei 1.20 Euro zu kaufen, war es am Gründonnerstag und über Ostern im asiatischen Handel zu Abschlüssen unterhalb von 1.20 Franken pro Euro gekommen.

Viel Munition vorhanden

Der «beste im Markt verfügbare Preis habe aber am relevanten Interbankenmarkt» nie unter 1.20 Franken gelegen, sagte Jordan im Jargon der Ökonomen.

Der für die SNB relevante Interbankenmarkt umfasse ihre Gegenparteien, heisst es weiter. Die SNB akzeptiere global weit über hundert Banken mit über 700 Handelsdesks als Gegenparteien. Seitens der SNB betragen die flexibel anzupassenden Handelslimiten einige hundert Milliarden Euro pro Tag.

Nicht relevant?

Für kurze Zeit war Jordan zufolge ein sogenannt «segmentierter Markt» zu beobachten, fuhr er fort. Diese Situation wurde aber innert weniger Sekunden durch Arbitrage zum Verschwinden gebracht.

Der Devisenmarkt sei ein «dezentraler» Markt, erklärte er weiter. Devisen würden nicht an einer Börse gehandelt, sondern im direkten Austausch zwischen Marktteilnehmern. Jede Bank habe ihre individuelle Gruppe an Gegenparteien, wobei insbesondere Banken mit einer minderen Bonität nur über eine geringe Zahl von Gegenparteien verfügen. Die Kurse unter 1.20 Franken pro Euro wurden von Banken abgeschlossen, die über «keine Limitenvereinbarung» mit der SNB verfügen, die also nicht mit der SNB handeln können oder wollen.

Verluste erzielt

Die Banken, welche Euros für weniger als 1.20 Franken verkauften, erhielten somit nicht den besten Marktpreis und mussten relativ gesehen Verluste in Kauf nehmen, behauptet Jordan und bezeichnet solche Abschlüsse als «Anomalien».

Jordan will den Mindestkurs weiterhin «ohne Wenn und Aber» durchsetzen und dies ohne Einschränkungen. Der Schweizer Franken sei immer noch überbewertet und stelle für die Schweizer Wirtschaft eine grosse Herausforderung dar.

Die Nationalbank stehe bereit, jederzeit weitere Massnahmen zu ergreifen, falls es die Wirtschaftsaussichten und Deflationsgefahren dies erfordern.