Für institutionelle Investoren wie Pensionskassen bieten weniger verbreitete Anlageformen wie Senior Loans vielversprechende Anlagechancen, findet Jeff Bakalar.
Die finanzielle Lage der Schweizer Pensionskassen hat sich 2011 weiter verschlechtert. Gemäss dem Schweizer Pensionskassen-Index der Credit Suisse lagen die Vorsorgeeinrichtungen im Anlagejahr 2011 mit 0,56 Prozent im Minus.
Somit wurde die BVG-Vorgabe um 2,56 Prozent unterschritten. Die annualisierte Rendite seit 2000 beträgt per Jahresende 1,85 Prozent und hinkt der annualisierten BVG-Mindestverzinsung von 2,81 Prozent deutlich hinterher.
Obligationen machen zu schaffen
Vor allem die bescheidenen Renditen im Obligationenteil setzten den Pensionskassen zu. Mit über 35 Prozent per Ende 2011 haben Anleihen den grössten Anteil in den Anlageportfolios. Während in der Vergangenheit – vor dem Ausbruch der Krise 2008 – die Anlageklasse solide Renditen bei geringem Risiko einbrachten, setzt das momentane Tiefzinsumfeld der Performance zu.
Staatsanleihen von kriselnden Ländern sind aufgrund des Emittenten- und Fremdwährungsrisikos keine Alternative. Ausserdem dürfte die zwar noch nicht akute dennoch längerfristig drohende Inflation die Renditesorgen weiter verschärfen.
Nicht öffentlich zugänglich
Auf der Suche nach Alternativen und Lösungen entdecken Anleger eine hierzulande noch unbekannte doch vielversprechende Anlagemöglichkeit Senior Loans sind erstrangig durch die Aktiven des Darlehensnehmers besicherte Unternehmensanleihen, die an mittel- bis sehr grosse Unternehmen vornehmlich zur Erweiterung der Geschäftstätigkeit gewährt werden.
Sie werden nicht an öffentlich zugänglichen Kapitalmärkten gehandelt und zeichnen sich durch grössere Summen von 50 Millionen Dollar bis über 10 Milliarden Dollar Nominalbeträgen aus.
Schutz vor steigenden Zinsen
Gemäss ING Investment Management bieten Senior Loans für institutionelle Investoren und Pensionskassen attraktive Diversifikationsmöglichkeiten – denkbar als Einsatz in der Bondallokation oder als Satellit.
«Der Markt wächst stetig und weist beispielsweise im US-amerikanischen Kapitalmarkt eine mit High-Yield-Bonds vergleichbare Marktgrösse auf», erklärt Jeff Bakalar (Bild), Leiter der ING Senior Loan Gruppe. ING Investment Management ist mit über 10 Milliarden Dollar Anlagevolumen und einem 28-köpfigen Team einer der weltweit grössten Anbieter von in Senior Loans-Anlagestrategien.
Wirksamer Schutz gegen steigende Zinsen
Für Investoren stellen Senior Loans einen wirksamen Schutz vor steigenden Zinsen dar, da sie eine variable Verzinsung bieten, die regelmässig an Referenzsätze wie den LIBOR angepasst werden.
Zudem besteht dank der erstrangigen Besicherung teilweise ein Schutz vor Kreditrisiken. Wer in Bank Loans investiert ist, steht im Gegensatz zu High-Yield-Anlegern immer ganz oben in der Struktur, wenn etwas schief geht. Dies belegt auch ein Blick in die Statistiken, die für Bank Loans eine Recovery Rate von etwa 70 Prozent ausweisen, für High Yield dagegen eine Quote von rund 35 Prozent.
Tiefe Ausfallraten
«Nach dem hervorragenden Performance im Januar war der Februar ein guter Monat für den Loan-Markt. Die Rendite liegt im bisherigen Jahresverlauf bei 3 Prozent», erklärt Bakalar. Er erwartet für 2012 und 2013 Ausfallraten in der Grössenordnung von 2 Prozent bis 3 Prozent.
Die Qualität der Schuldner neu vergebener Senior Loans habe sich deutlich verbessert. Dennoch blieben die Renditeaussichten für Anleger attraktiv. Der Gesamtertrag entspreche zum Teil demjenigen unbesicherter hochverzinslicher Anleihen.
Nachfrage höher als Angebot
Die Nachfrage der Investoren nach Senior Loans ist zurzeit höher als das Angebot, und an den markttechnischen Bedingungen dürfte sich so bald nichts ändern.
Bakalar betont: «Bis wir keine deutliche Trendwende bei der allgemein günstigen konjunkturellen Entwicklung in den USA erleben und vorausgesetzt, dass es den EU-Politikern weiterhin gelingt, erfolgreich die Schuldenlöcher zu stopfen, dürften Kreditpapiere auskömmliche Renditen abwerfen.»