Selten zuvor fanden in einem Jahr so viele politische Wahlen wie 2012 statt. Wie wirkt sich das auf die Finanzmärkte aus? Einschätzungen von Rebecca Patterson.

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Anfang März fanden die Präsidentschaftswahlen in Russland statt, die zwar weniger überraschend ausfielen, als dies im nächsten Monat, am 22. April, in Frankreich der Fall sein könnte. Zwar deutet bislang einiges auf einen Sieg von Nicolas Sarkozy hin, doch die Chancen von François Hollande scheinen immer noch intakt.

Im Juli finden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Mexiko statt, im Oktober dann der Regierungswechsel in China, gefolgt von Präsidentschaftswahlen im Oktober in Venezuela, bis dann Anfang November die lang erwarteten Präsidentschaftwahlen in den USA stattfinden. Das Superwahljahr 2012 wird am 19. Dezember mit den Präsidentschaftswahlen in Südkorea enden.

Anhaltend hohe Volatilität

Bereits Ende 2011 ging Rebecca Patterson (Bild), Chefstrategin von J.P. Morgan Asset Management, davon aus, dass die Politik sowie politische Massnahmen einen grossen Einfluss auf die Finanzmärkte haben würden. Dies hat sich inzwischen auch bewahrheitet, wie Patterson feststellt.

Vor diesem Hintergrund benennt die Strategin von J.P. Morgan Asset Management diverse Risiken, die von der Politik ausgehen und die Marktvolatilität weiter erhöhen dürften. Zu den zentralen Einschätzungen für 2012, die direkt oder indirekt mit der Politik verknüpft sind, gehören gemäss Patterson folgende:

  • Sparanstrengungen werden eine Lockerung der geldpolitischen Zügel ermöglichen. Das heisst, niedrigere Renditen für längere Laufzeiten bei Staatsanleihen der G3, was Anleger wiederum veranlassen wird, nach Ertragsalternativen zu suchen. Dies könnten beispielsweise Schwellenländer, dividendenstarke Aktien und hochverzinsliche Unternehmensanleihen sein.
  • Aktien profitieren von attraktiven Bewertungen, die jedoch aufgrund der politischen Ungewissheit nach oben begrenzt sind. Wie stark diese Begrenzung nach oben ausfällt, ist von Land zu Land verschieden. Besonders bei europäischen Aktien, insbesondere aus der Peripherie, gibt sich J.P. Morgan Asset Management nach wie vor vorsichtig.
  • Sofern es keine unerwarteten Schocks aus Nordkorea gibt, werden die asiatischen Schwellenländer generell durch die engeren Beziehungen zwischen Taiwan und China gestützt und auf vor dem Regierungswechsel, der ab Oktober zu erwarten ist, eine sanfte Landung erfahren.
  • Regionale politische Ungewissheit und in einigen Fällen sogar Unruhen sollten den Ölpreis hoch halten. Patterson ist nach wie vor der Ansicht, dass die Rohölsorte Brent im Jahr 2012 trotz nachlassender globaler Nachfrage Aufwärtspotenzial hat.